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George Orwell 1984 - staticfly.net

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»Nicht eine«, sagte Winston. »Ich benütze selber seit sechs<br />

Wochen dieselbe Klinge.«<br />

»Ach so - ich dachte nur, ich wollte Sie mal fragen, alter<br />

Junge.«<br />

»Tut mir leid«, sagte Winston.<br />

Die quakende Stimme vom Nebentisch, die während der<br />

Meldung des Ministeriums vorübergehend zum Schweigen<br />

gebracht worden war, hatte wieder mit voller Lautstärke<br />

loszulegen begonnen. Aus irgendeinem Grunde musste Winston<br />

plötzlich an Frau Parsons mit ihrem Wuschelhaar und dem<br />

Staub in ihren Kummerfalten denken. In zwei Jahren würden<br />

ihre Kinder sie bei der Gedankenpolizei denunzieren. Frau<br />

Parsons würde vaporisiert werden. Syme würde vaporisiert<br />

werden. Winston würde vaporisiert werden. O'Brien würde<br />

vaporisiert werden. Parsons dagegen würde nie vaporisiert<br />

werden. Das augenlose Wesen mit der quakenden Stimme<br />

würde nie vaporisiert werden. Die kleinen käferartigen<br />

Menschen, die so behend durch die labyrinthischen Gänge der<br />

Ministerien huschten - auch sie würden nie vaporisiert werden.<br />

Und das Mädchen mit dem dunklen Haar, das Mädchen aus<br />

der Literaturabteilung - auch sie würde niemals vaporisiert<br />

werden. Es schien ihm, als wisse er instinktiv, wer mit dem<br />

Leben davonkommen und wer vernichtet werden würde: wenn<br />

man auch nicht ohne weiteres sagen konnte, welcher Faktor<br />

eigentlich das Überleben entschied.<br />

In diesem Augenblick schrak er heftig aus seiner Träumerei<br />

auf.<br />

Das Mädchen am Nebentisch hatte sich halb umgedreht und<br />

ihn angeblickt. Es war das Mädchen mit dem dunklen Haar. Sie<br />

sah ihn mit einem verstohlenen Seitenblick, aber mit<br />

merkwürdiger Eindringlichkeit an. In dem Moment, in dem ihre<br />

Augen sich begeg<strong>net</strong>en, wandte sie sich wieder ab.<br />

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