30.11.2012 Aufrufe

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

111<br />

haften „Spätmittelalter“ verfaßt worden. – Da fragt man ein weiteres<br />

Mal, weshalb niemand <strong>die</strong> doch offenk<strong>und</strong>igen Fingerzeige bemerkt<br />

<strong>und</strong> artikuliert hat.<br />

Es gibt eine rühmliche Ausnahme.<br />

1855 erschien aus der Feder von Rudolf Fetscherin eine Abhandlung<br />

mit dem Titel: Das sogenannte Zeitregister von Tschachtlan gehört<br />

dem XVII, nicht aber dem XV. Jahrh<strong>und</strong>ert an. - Die Arbeit ver<strong>die</strong>nt<br />

es, ausführlicher besprochen zu werden.<br />

Gleich zu Beginn beklagt der Autor <strong>die</strong> unglückliche Gewohnheit,<br />

ohne eigene Forschung selbst da wo sie möglich ist, berühmten<br />

Vorgängern fast blindlings nachzufolgen (Fetscherin, 3).<br />

Aus <strong>die</strong>ser kritischen Gr<strong>und</strong>haltung heraus werden überraschende<br />

Einsichten zur älteren <strong>Bern</strong>er Chronistik ausgebreitet, <strong>die</strong> vollkommen<br />

von dem abweichen, was in den anderen Büchern steht.<br />

Es wird zum Beispiel gesagt, daß <strong>die</strong> Chronik von Tschachtlan wohl<br />

nur bis „1466“ reiche, daß sie aber am Ende noch ausdrücklich auf<br />

<strong>die</strong> Burg<strong>und</strong>erkriege hinweise – Dabei war der Autor doch schon<br />

„1470“ verstorben!<br />

Und nach Fetscherin führt Justinger seine Chronik tatsächlich bis<br />

„1471“, fällt also <strong>die</strong> rätselhafte Lücke von fünfzig Jahren in der <strong>Bern</strong>er<br />

Geschichtsschreibung weg.<br />

Dann hat Tschachtlan ein Zeitregister verfaßt. Dieses ahmt aber<br />

deutlich Valerius Anshelm nach. Und der angebliche Tschachtlan berichtigt<br />

dort den historischen Tschachtlan!<br />

Aber am meisten entlarvt ein beigefügtes Datum <strong>die</strong>ses angebliche<br />

Zeitregister von „1470“: Verfertigt Zinstags den 16. November 1624.<br />

Damit ist klar, daß <strong>die</strong>ses Register von Michael Stettler verfaßt worden<br />

ist! – Und im Übrigen steht Stettlers Name auch am Anfang jedes<br />

Bandes. – Und der Verfasser ist ein eifriger Reformierter!<br />

Fetscherins Arbeit ist genial, so daß man bedauert, daß er seinen<br />

kritischen Ansatz nicht ausgeweitet hat. Mit <strong>die</strong>sen Elementen wäre<br />

es dem Forscher ein Leichtes gewesen, alle Chronisten des angeblichen<br />

15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>erts zu Michael Stettler zu versetzen. –<br />

Der eine Aufsatz aber konnte ohne Mühe abgelehnt werden. Und <strong>die</strong><br />

Riege der Geschichtsgläubigen behielt <strong>die</strong> Oberhand.<br />

Sowohl Justinger als auch Anshelm haben den gleichen Urheber in<br />

der gleichen Zeit. Doch sie bleiben deswegen alte Chroniken. – Älte-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!