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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Betrachtet man <strong>die</strong> drei Kunstgegenstände, <strong>die</strong> Goldkanne, den heiligen<br />

Maurizius <strong>und</strong> den heiligen Candidus unvoreingenommen, so<br />

kann man <strong>die</strong>sen Kunstwerken wohl ein gewisses Alter zubilligen.<br />

Sie sind vorreformatorisch <strong>und</strong> vom Stil her „romanisch“. – Nach reiflicher<br />

Überlegung kann man <strong>die</strong>se sakralen Gegenstände auf 300<br />

Jahre schätzen.<br />

Die ältesten erh<strong>alten</strong>en Ölgemälde müssen nochmals jünger sein.<br />

Die Malerei auf Leinwand ist eine Erfindung des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Erwähnt werden sollen als Beispiele <strong>die</strong> Tafelbilder von Hans Leu<br />

dem Älteren, genannt der Zürcher Nelkenmeister. Von ihm sind <strong>die</strong><br />

ältesten bildlichen Darstellungen der Stadt Zürich erh<strong>alten</strong>: eine<br />

Stadtansicht des rechten Limmat-Ufers mit dem Großmünster in der<br />

Mitte (Abbildung 13), <strong>und</strong> eine solche des linken Ufers mit der Fraumünster-Kirche<br />

in der Mitte <strong>und</strong> dem Üetliberg im Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Die Tempera-Bilder <strong>die</strong>ses Hans Leu werden auf etwa „1500“ datiert.<br />

Als Beweis für <strong>die</strong> frühe Entstehung wird bei dem Fraumünster-Bild<br />

unter anderem angeführt, daß hier nachreformatorische Übermalungen<br />

zu finden sind: Die Heiligenfiguren sind weg retouchiert <strong>und</strong><br />

wurden erst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert wieder sichtbar gemacht.<br />

Aber schaut man sich <strong>die</strong> Tafelbilder von Hans Leu dem Älteren genau<br />

an, so kommt man zum Schluß, daß hier <strong>die</strong> Stadt Zürich im<br />

Zeitalter der Gotik dargestellt ist. Die angeblichen Übermalungen der<br />

Heiligen sind wahrscheinlich bewußt hinein gearbeitet worden, um<br />

ein früheres Entstehungsdatum zu behaupten.<br />

Die Geschichtserfindung beschränkte sich nicht auf Texte, Inschriften<br />

<strong>und</strong> Münzen, sondern erstreckte sich auch auf Kunstgegenstände.<br />

Alle großen Künstler der Zeitenwende zwischen Vorgeschichte <strong>und</strong><br />

Geschichte wie Dürer, Hans Holbein der Jüngere, Michelangelo,<br />

Raffael, <strong>die</strong> Schweizer Nelkenmeister, Konrad Witz oder Niklaus<br />

Manuel Deutsch, unterschreiten ein Alter von dreih<strong>und</strong>ert Jahren.<br />

Man muß noch einmal unterstreichen, daß <strong>die</strong> ersten datierten<br />

Schriftwerke wie Kunstwerke absichtlich falsch datiert oder rückdatiert<br />

wurden.<br />

Der bereits erwähnte bedeutende <strong>Bern</strong>er Skulpturenf<strong>und</strong> führt zu<br />

ähnlichen Schlüssen. Angeblich sollen <strong>die</strong>se Steinbildnisse nach der<br />

Reformation in <strong>Bern</strong> „um 1528“ zerschlagen <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Münsterplattform<br />

als Füllschutt abgelagert worden sein. Die Skulpturen aber be-

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