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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Die Ankunft der Englischen im Elsaß<br />

(Daß <strong>die</strong> ersten Engelschen in daß Elsaß kamen <strong>und</strong> gar großen schaden tatent.)<br />

Diese schöne Illustration aus Diebold Schillings Spiezer Chronik ist geschichtsanalytisch<br />

von größtem Wert.<br />

Bekanntlich soll „1375“ ein arbeitsloses englisch-französisches Söldnerheer, Gugler<br />

(Gügeller) genannt, vom Elsaß her in das Schweizer Mittelland eingedrungen sein<br />

<strong>und</strong> dort große Verheerungen angerichtet haben. Allein ihre Reiterei soll 80'000 (!)<br />

Mann gezählt haben. – Eine absurde Geschichte!<br />

Doch geschichtsanalytisch ist <strong>die</strong> Gugler-Sage von höchstem Wert. Dahinter stehen<br />

<strong>die</strong> Mönchskutten- oder Caracalla-Leute. – Kein W<strong>und</strong>er, daß sie sich in Helvetien<br />

nicht in Städten, sondern in Klöstern einquartierten.<br />

Wie so häufig in der erf<strong>und</strong>enen Geschichte, hat auch der Guglerkrieg einen Vorläufer.<br />

„1365“ soll ein ähnliches Söldnerheer mit 40'000 (!) Reitern ins Elsaß eingedrungen<br />

sein, große Verheerungen angerichtet haben, bevor der Kaiser es vertrieb.<br />

Auf der Abbildung sieht man das feindliche Heer, das am Rhein seine Pferde tränkt.<br />

Die Kopfbedeckungen sind vielleicht seltsam, aber daß man sie deshalb „Gugler“<br />

genannt habe, ist unglaubwürdig. – Merkwürdig sind auf alle Fälle <strong>die</strong> östlich anmutenden<br />

Turbane einiger Männer. Und auf den Bannern erkennt man sogar einzelne<br />

arabische Schriftzeichen. Ebenfalls kryptisch muten <strong>die</strong> zwei Buchstabenfolgen ELS<br />

<strong>und</strong> SLE an.<br />

Im Hintergr<strong>und</strong> sieht man eine hübsche Flußlandschaft, aber auch schon Abteilungen<br />

des kaiserlichen Heeres, das <strong>die</strong> englischen Reiter vertreiben wird. – Die bizarren<br />

Felstürme links sollen das Vogesen-Gebirge darstellen.<br />

Ganz hinten erkennt man <strong>die</strong> Stadt Straßburg, deutlich mit der ovalen Mauerbegrenzung<br />

<strong>und</strong> dem charakteristischen Münster mit der monumentalen eintürmigen<br />

Westfassade. – So aber kann das Bauwerk frühestens ab der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ausgesehen haben. Der Zeichner verrät also seine wahre Zeit, in der er<br />

lebte: Nicht „um 1480“, sondern nach 1750 hat er <strong>die</strong>se Chronik illustriert.<br />

Trotz aller Verfremdung kannte der anonyme Illustrator Straßburg <strong>und</strong> das Elsaß<br />

aus eigener Anschauung.<br />

Vielleicht steckt der aus jener Stadt gebürtige Maler Albrecht Kauw dahinter. – Die<br />

Strich- <strong>und</strong> Farbgebung zeigt auch schon Anklänge an den <strong>Bern</strong>er Kleinmeister Johann<br />

Ludwig Aberli, der nach 1760 zu wirken begann.<br />

Die Geschichtserfindung verrät sich hier im Bild.

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