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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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<strong>die</strong>ser monumentalen Quellensammlung zwölf Bände <strong>und</strong> ein Registerband<br />

erschienen, gegliedert in drei Teile: Urk<strong>und</strong>en, Urbare <strong>und</strong><br />

Rödel, so wie Chroniken <strong>und</strong> Dichtungen. Das Prinzip war, alle für<br />

<strong>die</strong> Entstehung des Schwyzer B<strong>und</strong>es wichtigen Dokumente zu<br />

sammeln.<br />

Vor kurzem las ich in einem Geschichtsbuch, wie sich ein Historiker<br />

darüber beklagte, daß <strong>die</strong>ses Quellenwerk keine neue Diskussion<br />

über <strong>die</strong> Ursprünge der <strong>Eidgenossen</strong>schaft ausgelöst habe. – Anders<br />

herum wird hier gesagt, <strong>die</strong> ganze riesige, von der öffentlichen<br />

Hand finanzierte Arbeit der Aufarbeitung von Quellen sei unnütz gewesen.<br />

Mit der Geschichtskritik <strong>und</strong> Geschichtsanalyse begreift man, weshalb<br />

das genannte Werk nicht zu einem neuen Bild der Anfänge der<br />

Schwyzer <strong>Eidgenossen</strong>schaft geführt hat: Die Herausgeber vertrauten<br />

vollständig auf <strong>die</strong> konventionelle Chronologie. Also daß sie nur<br />

Urk<strong>und</strong>en bis etwa „1350“ berücksichtigten <strong>und</strong> weitere Dokumente<br />

bis „1400“. Man ahnte nicht, daß es eine zeitliche Untergrenze für<br />

erh<strong>alten</strong>e schriftliche Aufzeichnungen gibt.<br />

Aber bei den Chroniken <strong>und</strong> Dichtungen mußte man notgedrungen<br />

Ausnahmen machen, weil von der Befreiungsgeschichte keine Aufzeichnungen<br />

aus so früher Zeit existieren. Also wurde auch das<br />

Weiße Buch von Sarnen neu e<strong>die</strong>rt – in der Meinung, daß dessen<br />

erzählender Teil „um 1470“ entstanden sei <strong>und</strong> etwas mit Geschehnissen<br />

„um 1300“ zu tun habe.<br />

Die Herausgabe von Urk<strong>und</strong>en wäre überflüssig gewesen. Man hätte<br />

dafür mehr auf <strong>die</strong> Neuedition von Chroniken verwenden sollen. Die<br />

<strong>Bern</strong>er Chronik von Justinger in ihren verschiedenen Versionen zum<br />

Beispiel hätte längst eine kritische Neuausgabe ver<strong>die</strong>nt. Dieses<br />

Werk nämlich ist für <strong>die</strong> Befreiungsgeschichte der Waldstätte viel<br />

wichtiger als <strong>die</strong> übrigen Texte <strong>und</strong> Dokumente.<br />

Man hätte zuerst überlegen sollen, bevor man ein großes <strong>und</strong> kostspieliges<br />

Werk unternimmt. - Aber <strong>die</strong> Devise hieß offenbar: Zuerst<br />

etwas schaffen, nachher überlegen.<br />

Wenn wir <strong>die</strong> verschiedenen Arten von Quellen Revue passieren<br />

lassen, sie kurz auf ihren Wert <strong>und</strong> Unwert analysieren, so erkennen<br />

wir das ganze Elend der Geschichtsforschung. Diese glaubt alles,<br />

was über <strong>die</strong> Vorzeit erzählt wird, mit ihren Inh<strong>alten</strong> <strong>und</strong> Datierungen.<br />

Das kann nur gelingen, indem man <strong>die</strong> Quellenkritik vernachlässigt.<br />

Diese ist ein Stiefkind der historischen Forschung.

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