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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Wehrbereitschaft anno 1939<br />

Im Sommer 1939 – also noch vor Kriegsausbruch – wurde in Zürich <strong>die</strong> Schweizerische<br />

Landesausstellung – <strong>die</strong> legendäre Landi eröffnet. Darin bekam <strong>die</strong> Armee<br />

einen eigenen Pavillon. Und Symbol <strong>die</strong>ser Präsenz war <strong>die</strong> Statue Wehrbereitschaft,<br />

geschaffen von dem Zürcher Bildhauer Hans Brandenberger (1912 – 2003).<br />

Die Plastik wurde durch Spenden der Auslandschweizer finanziert.<br />

Der Granit-Sockel enthält auf den vier Seiten den wichtigsten Inhalt des B<strong>und</strong>esbriefs<br />

von 1291, in allen vier Landessprachen eingemeißelt.<br />

Die sechs Meter hohe <strong>und</strong> vier Tonnen schwere Bronze-Statue wurde nach dem<br />

Schluß der Ausstellung vom Künstler nochmals bearbeitet <strong>und</strong> 1942 an seinem heutigen<br />

Ort, im Garten des B<strong>und</strong>esbriefarchivs in Schwyz aufgestellt.<br />

Der künstlerische Wert <strong>die</strong>ser Monumental-Plastik ist heute mehr als zweifelhaft.<br />

Der „sozialistische Realismus“ scheint durch.<br />

Doch bei der Statue Wehrbereitschaft sind <strong>die</strong> Umstände zu berücksichtigen; Seit<br />

der Mitte der 1930er Jahre wurde der politische Himmel über Europa immer dunkler.<br />

Die Weltwirtschaftskrise war nur scheinbar überw<strong>und</strong>en. Die Aggressivität des nationalsozialistischen<br />

Deutschen Reiches wurde immer offenk<strong>und</strong>iger. Der Spanische<br />

Bürgerkrieg zeigte, daß der Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt war.<br />

Die Schweiz als Kleinstaat mitten in Europa <strong>und</strong> ohne Zugang zum Meer spürte den<br />

politischen Druck besonders. Eine patriotische Rückbesinnung machte sich breit.<br />

Der Wille zur militärischen Verteidigung der Unabhängigkeit wurde ideologisch<br />

durch den verstärkten Rückgriff auf <strong>die</strong> mythische Gründungsgeschichte der <strong>Eidgenossen</strong>schaft<br />

unterlegt. Die sogenannte geistige Landesverteidigung vereinnahmte<br />

auch <strong>die</strong> Vergangenheit: Das Rütli, der B<strong>und</strong>esbrief, Wilhelm Tell <strong>und</strong> andere historische<br />

Versatzstücke bekamen als „Gebrauchsgeschichte“ ihren höchsten Stellenwert.<br />

Wie oben gesagt, enthält der Sockel <strong>die</strong> Kurzfassungen des B<strong>und</strong>esbriefs in den<br />

vier Landessprachen – also auch auf Romanisch. – Letztere Sprache wurde erst<br />

1938, zur Abwehr der italienischen Irredenta-Ansprüche auf Graubünden, als vierte<br />

Nationalsprache anerkannt.

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