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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Römische Inschriften als Geschichtsquelle<br />

R<strong>und</strong> um das Mittelmeer sind Zehntausende von römischen Inschriften ganz oder<br />

als Fragment bekannt geworden. Diese werden als gewichtige Geschichtsquelle<br />

ausgewertet.<br />

Schriftliche Aufzeichnungen auf Stein oder Metall gelten gemeinhin als zuverlässig:<br />

Niemand hätte <strong>die</strong> Mühen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kosten in Kauf genommen, um Wörter <strong>und</strong> Texte<br />

auf solchen Beschreibstoffen aufzuzeichnen.<br />

Doch tatsächlich taugen <strong>die</strong> Inschriften als Geschichtsquelle wenig. Es fehlen zuverlässige<br />

Daten, <strong>die</strong> Inhalte stellen oft mehr Fragen, als sie Antworten geben. Die<br />

meisten Aufzeichnungen beziehen sich auf Weihungen, auf Ehrungen <strong>und</strong> auf Verstorbene.<br />

- Geschichtliches ist wenig drin.<br />

Und auch auf Stein <strong>und</strong> Metall wurde gefälscht.<br />

Ein besonders krasser Fall ist <strong>die</strong> Inschrift von Sion – Sitten (unten). Diese wurde<br />

„Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts“ dort gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gilt als ältester Beleg für das christliche<br />

Wallis. Denn auf ihr findet sich – mitten in den Text eingefügt - ein Christogramm<br />

mit den griechischen Buchstaben CHI – RHO. – Zur Vervollständigung des<br />

christlichen Inhalts wird das Zeichen noch von einem ALPHA <strong>und</strong> OMEGA flankiert.<br />

Die Konsulatsangabe datiert <strong>die</strong> Widmung von Sion - Sitten ins Jahr „377 AD“.<br />

Aber <strong>die</strong> Inschrift ist eindeutig eine barocke Fälschung: Die römischen Konsularlisten<br />

wurden im zweiten Viertel des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts im Umkreis von Joseph Justus.<br />

Scaliger erf<strong>und</strong>en. – Und das Jahr 377 enthält 7 Mal <strong>die</strong> Jesus-Zahl 11. – Die<br />

christliche Kabbala <strong>und</strong> Zahlenmystik ist ein Gewächs der Renaissance.<br />

Die oben abgebildete Inschrift vom Ort eines römischen Wachtturms bei Summa<br />

Rapida – den Stromschnellen bei Laufen am Rhein bei Koblenz - kann jedoch als<br />

echt gelten.<br />

Allerdings soll man das Alter der Inschrift nicht überschätzen. Das Dokument hat<br />

kaum ein Alter von dreih<strong>und</strong>ert Jahren.<br />

Die Inschrift ist „römisch“, in lateinischer Sprache verfaßt <strong>und</strong> nennt <strong>die</strong> Cäsaren<br />

Valentinian, Valens <strong>und</strong> Gratian. – Das sind Imperatoren, welche vor der großen<br />

Geschichtsschöpfung nicht existiert haben.<br />

Der Bau des Wachtturms bezog sich jedoch sicher auf eine Auseinandersetzung<br />

zwischen den Vorläufern der <strong>alten</strong> <strong>Eidgenossen</strong> <strong>die</strong>sseits <strong>und</strong> den Römern jenseits,<br />

also nördlich des Rheins.<br />

Paradoxerweise stellt <strong>die</strong>se Inschrift mehr eine Quelle zur Entstehung der <strong>alten</strong> <strong>Eidgenossen</strong>schaft<br />

als einen Beleg für <strong>die</strong> <strong>alten</strong> Römer dar.

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