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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Bis ins zwanzigste Jahrh<strong>und</strong>ert existierte wenigstens da <strong>und</strong> dort eine<br />

kritische Gr<strong>und</strong>haltung gegenüber <strong>alten</strong> Quellen. Danach haben<br />

sich <strong>die</strong> Verhältnisse ins Gegenteil verkehrt. Heute dominiert eine<br />

geradezu verbrecherische Quellen- <strong>und</strong> Überlieferungsgläubigkeit.<br />

Quellenkritik wurde ersetzt durch Quellenanbetung. Das gilt für alle<br />

Arten von Überlieferung: geschriebene Dokumente, Kunstgegenstände,<br />

Bauwerke: Diese Dinge stammen gemäß den heutigen Forschern<br />

aus den Zeiten <strong>und</strong> von den Autoren, welche <strong>die</strong> Handbücher<br />

<strong>und</strong> Lexika nennen.<br />

In der Geschichtswissenschaft herrscht eine Art philosophischer<br />

Nominalismus: Die Quellen sind echt <strong>und</strong> <strong>die</strong> behaupteten Zeiten<br />

ebenfalls, weil das so bestimmt worden ist. Zweifel <strong>und</strong> Veränderungen<br />

sind ausgeschlossen. Man muß <strong>die</strong>se Geschichte auch glauben,<br />

wenn sie absurd ist. Credo quia absurdum!<br />

Die neuere schweizergeschichtliche Forschung weiß von der Quellenproblematik.<br />

Zum Beispiel stellt der Historiker Michael Jucker fest,<br />

daß in der Zeit „um 1470“ ein deutlicher Verschriftlichungsschub einsetzt<br />

(Jucker, 2004). – Aber <strong>die</strong>ses „Spätmittelalter“, in welchem <strong>die</strong><br />

Quellen zu sprudeln beginnen, muß um zweieinhalb Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

nach vorne verschoben werden.<br />

Handschriften<br />

Die älteste Quellenüberlieferung ist ausschließlich handschriftlich,<br />

weil der Buchdruck erst später erf<strong>und</strong>en wurde.<br />

Nicht einmal <strong>die</strong>ser scheinbar einleuchtende Lehrsatz der historischen<br />

Quellenk<strong>und</strong>e stimmt, wie wir bald sehen werden. – Aber lassen<br />

wir <strong>die</strong> Aussage fürs erste.<br />

Die <strong>alten</strong> Texte wurden zuerst auf Papyrus, dann auf Pergament geschrieben,<br />

weil das Papier erst später erf<strong>und</strong>en wurde.<br />

Auch <strong>die</strong>ser zweite Lehrsatz der Quellenk<strong>und</strong>e ist nicht richtig.<br />

Schon am Anfang unserer kurzen Betrachtung über <strong>die</strong> <strong>alten</strong> Handschriften<br />

haben wir es also mit unbewiesenen <strong>und</strong> falschen Behauptungen<br />

zu tun. Wir gehen <strong>die</strong> Axiome der handschriftlichen Überlieferung<br />

im Einzelnen durch.<br />

In den europäischen Bibliotheken <strong>und</strong> Archiven lagern riesige Bestände<br />

an Handschriften. Sie bilden den Stolz jener Institutionen <strong>und</strong><br />

werden von ihnen dementsprechend herausgestrichen.

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