Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Wenn wir trotzdem etwas über die vermutlichen wahren Ursprünge
der alten Eidgenossenschaft erfahren wollen, müssen wir das von
zwei Seiten her tun.
Zum ersten enthält die Geschichtserfindung selber einen realen
Kern, allerdings verschleiert und durch eine absurde Chronologie
über Jahrhunderte und Jahrtausende gedehnt.
Dann widerspiegelt die alte Eidgenossenschaft, wie sie aus dem
Dunkel der Vorzeit auftaucht, selbst in einem gewissen Sinne ihre
Entstehung.
Aus beiden Elementen läßt sich mittelbar etwas gewinnen.
Die erfundene Geschichte der alten Eidgenossen berichtet von der
Bundesgründung, von verschiedenen inneren Zwistigkeiten unter ihren
Mitgliedern und von Abwehrkriegen gegen äußere Feinde.
Betrachten wir zuerst die Kriege gegen außen.
Aus verschiedenen Indizien läßt sich schließen, daß zu einer gewissen
Zeit ganz Europa und der Nahe Osten von einem imperialistischen,
gewalttätigen und autoritären Reich beherrscht wurden. Wir
nennen es das Römische oder das Spätrömische Reich, welches
den altchristlichen Glauben als Staatsreligion erzwang.
Das Imperium ist an seinen inneren Widersprüchen und an der äußeren
Überspannung der Kräfte zerbrochen.
Zuerst lösten sich Gallien und Britannien vom Reich. Die Zentralgewalt
verschob sich nach Deutschland. Es entstand das Römische
Reich deutscher Nation, das noch eine Verbindung zu Italien hatte. –
Das Gebiet westlich der Rhone galt zu jener Zeit als Royaume, dasjenige
östlich davon als Empéri.
Der „Untergang des Römischen Reichs“ ließ geographische Nischen
entstehen, die sich von den großen Mächten und der jeweiligen Zentralmacht
abkoppelten.
Neben den Niederlanden entstand im Gebiet der heutigen Schweiz
ein solches Machtvakuum.
Selten gelingt es einem Gebiet, sich friedlich von einem größeren
Staat zu trennen. Meistens braucht es kleinere und größere Unabhängigkeitskriege.
Der Freiheitskampf der Niederlande dauerte nach der Geschichtserfindung
über ein Jahrhundert.