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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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363<br />

Für ein neues historisches Selbstverständnis der Schweiz<br />

Die Untersuchung der Quellen <strong>und</strong> der Inhalte der älteren Schweizer<br />

Geschichte zeigt <strong>die</strong>se als inhaltliche <strong>und</strong> zeitliche Fiktion, aus denen<br />

sich wenige reale Elemente herausschälen lassen.<br />

Wie <strong>die</strong> europäische, so wird auch Schweizer Vergangenheit völlig<br />

falsch verstanden – mit falschen Inh<strong>alten</strong> <strong>und</strong> Datierungen.<br />

Da fragt man sich, wie sich <strong>die</strong>ses verquere <strong>und</strong> überfällige Geschichtsbild<br />

so lange h<strong>alten</strong> konnte.<br />

Früher begann der Geschichtsunterricht in der Schule mit „biblischer<br />

Geschichte“. – Aber <strong>die</strong> offizielle Wissenschaft betreibt noch immer<br />

Geschichtstheologie. Geschichtsglaube <strong>und</strong> Glaubensgeschichte<br />

gehen Hand in Hand.<br />

Die patriotische Heldenverehrung, <strong>die</strong> seit Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

auch stark militaristisch geprägt war (Abbildung 29, Abbildung<br />

30) wird zwar heute verworfen, auch kritische Blicke in <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

werden scheinbar ermutigt, wie einige neuere Überlegungen<br />

zeigen.<br />

Aber <strong>die</strong> historische Maschinerie läuft trotzdem im gleichen Stil weiter.<br />

Noch immer glaubt man eine chronologische Feinabstimmung<br />

des „Altertums“ vornehmen zu können; noch immer wird über ein<br />

sagenhaftes „Mittelalter“ geforscht, von dem man nicht weiß, wo man<br />

es suchen <strong>und</strong> greifen soll.<br />

Dabei wurden der Schweizer Geschichtswissenschaft in der zweiten<br />

Hälfte der 1990er Jahre ganz andere Aufgaben zugetragen. – Bekanntlich<br />

ging es darum, <strong>die</strong> Rolle der Schweiz gegenüber dem Ausland<br />

<strong>und</strong> besonders dem Dritten Reich während des Zweiten Weltkrieges<br />

zu untersuchen. Dazu wurde von der Regierung eine „Historikerkommission“<br />

mit über zwei Dutzend Mitarbeitern gebildet.<br />

Dieses Gremium hat ihre Arbeit abgeschlossen <strong>und</strong> eine Menge Papier<br />

produziert.<br />

Es soll hier nicht über den Sinn oder Unsinn solcher Monster-<br />

Kommissionen zur geschichtlichen Wahrheitsfindung diskutiert werden.<br />

Vielmehr erkennt man darin eine paradoxe Entwicklung:<br />

Alles was jüngste Vergangenheit oder „Zeitgeschichte“ ist, wird diskutiert<br />

<strong>und</strong> abgewogen. Hier ist es unmöglich, ein starres Gedankengebäude<br />

zu errichten. Es gibt zu viele Leute, <strong>die</strong> etwas wissen,<br />

<strong>die</strong> sich dafür interessieren oder sogar Beteiligte waren.

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