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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Chroniken<br />

Geschriebene Geschichte existiert, seitdem Geschichte aufgeschrieben<br />

wurde. Aus dem „Altertum“ sind nur wenige bedeutende Werke<br />

erh<strong>alten</strong>. Diese sind verb<strong>und</strong>en mit Namen wie Thukydides, Herodot,<br />

Caesar, Tacitus, Sallust, Cassius Dio, Sueton <strong>und</strong> Ammianus Marcellinus.<br />

Im „Mittelalter“, besonders aber im „Spätmittelalter“, werden<br />

<strong>die</strong> Geschichtsschreiber häufiger.<br />

Auf <strong>die</strong>se historischen Werke, <strong>die</strong> Chroniken oder Zeitbücher, stützen<br />

sich unsere Kenntnisse. Wir haben schon bei der Geschichte<br />

<strong>Bern</strong>s von Richard Feller gesehen, daß ein moderner Historiker keine<br />

Wahl hat, als <strong>die</strong> <strong>alten</strong> Chroniken nachzuerzählen. Wohl kann er<br />

versuchen, Urk<strong>und</strong>en zur Ergänzung heranzuziehen. Aber jeder Forscher<br />

wird feststellen, daß sich Geschichten <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>en nicht decken.<br />

Schon am Anfang müssen wir uns <strong>die</strong> Frage stellen, ob <strong>die</strong> Chroniken<br />

wahre Geschichte erzählen. Moderne Historiker sind da<br />

manchmal erstaunlich offen: Chronistik war eine Literaturgattung, in<br />

der <strong>die</strong> Grenze zwischen „nicht unmöglich“ <strong>und</strong> „wahr“ fließend war<br />

(Bodmer, 73). Anders ausgedrückt wird zugegeben, daß wir es hier<br />

mit Märchen, Sagen <strong>und</strong> Legenden zu tun haben. Diese Geschichten<br />

wurden aus anderen Motiven geschaffen. Sie zeichneten nicht<br />

wahre Geschichte im heutigen Sinne auf. Die „mittelalterlichen“<br />

Chroniken sind Quellen, <strong>die</strong> man nur mit der Geschichtskritik richtig<br />

deuten kann.<br />

Die ersten Chroniken finden sich in der Textsammlung der Bibel.<br />

Schon dort läßt sich <strong>die</strong> historische Wertlosigkeit der Inhalte belegen.<br />

Kaum jemand wird <strong>die</strong> Bücher Mose für Geschichte h<strong>alten</strong>. Aber<br />

auch <strong>die</strong> eigentlichen Geschichtsbücher des Alten Testamentes, also<br />

Josua, Richter, <strong>die</strong> Chroniken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bücher der Könige, taugen<br />

nichts. - Und wenn man <strong>die</strong> Parallelitäten, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sen Schriften<br />

vorkommen aufzählt <strong>und</strong> vergleicht, muß man <strong>die</strong> Bibel endgültig als<br />

Literatur abtun.<br />

Bei den wichtigen Chroniken der älteren Schweizer Geschichte stellen<br />

wir das Gleiche fest: Alle <strong>die</strong>se Texte stehen zeitlich auf einer<br />

Ebene. Sie sind angefüllt mit Parallelgest<strong>alten</strong>, zeitlich <strong>und</strong> inhaltlich<br />

oft unmöglich. Nur <strong>die</strong> wohlwollende Behandlung durch <strong>die</strong> meisten<br />

Historiker hat <strong>die</strong> Chroniken bisher vor einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Kritik<br />

bewahrt.

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