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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Interessant ist bei dem Glarner Meßkelch eine am inneren Fußrand<br />

des Bechers eingravierte Erinnerungsinschrift an Ulrich Zwingli, samt<br />

der Jahrzahl „1516“.<br />

Der große Zürcher Reformator war angeblich zehn Jahre lang Pfarrer<br />

in Glarus. – Doch auch Metall ist geduldig. – Und mit berühmten<br />

Namen ließ sich einem gewöhnlichen Gegenstand eine größere<br />

Glaubwürdigkeit im historischen Kontext verleihen.<br />

Nach <strong>alten</strong> Abbildungen sollen früher einer Menge Fahnen <strong>und</strong><br />

Standarten eine burg<strong>und</strong>ische Herkunft angedichtet worden sein.<br />

Florens Deuchler widmet <strong>die</strong>sem Fahnenzauber ganze 70 Seiten<br />

(Deuchler, 233 – 301).<br />

Dabei entlarven sich <strong>die</strong> Motive auf <strong>die</strong>sen Fahnen <strong>und</strong> Standarten<br />

chronologisch von selbst. Der heilige Thomas von Aquin ist erst gegen<br />

<strong>die</strong> Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts denkbar. - Den heiligen Hubertus<br />

sollte man noch einige Jahre später ansetzen.<br />

Auch Bücher <strong>und</strong> Handschriften soll Karl der Kühne an <strong>die</strong> Front<br />

mitgenommen haben. Aber <strong>die</strong> Beutestücke sind reine Zuschreibungen:<br />

Die eidgenössischen Quellen sind zum größten Teil nicht ausführlich<br />

genug, um einzelne Handschriften wieder zu bestimmen<br />

(Deuchler, 345). – So bleibt es bei einzelnen Zuweisungen, <strong>die</strong> aber<br />

wieder manchmal etwas verraten.<br />

Im Historischen Museum <strong>Bern</strong> befindet sich auch eine Kriegsordnung<br />

Karls. Aber <strong>die</strong>se ordonnance ist im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert unmöglich.<br />

Und das Papier trägt Wasserzeichen, <strong>die</strong> nach Dijon oder Dôle<br />

„zu Ende des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts“ weisen. – Die Dokumente seien Kopien,<br />

wird ausweichend erklärt.<br />

Und <strong>die</strong> Burgerbibliothek <strong>Bern</strong> besitzt ein Exemplar von Quintus Curtius<br />

Rufus, Les Gestes de Grant Alexandre; laut älterer Meinungen<br />

Burg<strong>und</strong>erbeute (Deuchler, 346). – Curtius Rufus gehört zu einer gar<br />

nicht so kleinen Zahl klassischer Schriftsteller, <strong>die</strong> in der Antike unbekannt<br />

waren <strong>und</strong> erst wieder in der Renaissance zum Vorschein<br />

kamen.<br />

Aber hier soll nicht auf <strong>die</strong> Überlieferungsgeschichte eines Textes<br />

eingegangen werden, sondern auf <strong>die</strong> den Historikern wohlbekannte<br />

<strong>und</strong> trotzdem hartnäckig verdrängte Tatsache, daß <strong>die</strong> <strong>alten</strong> Geschichtsschreiber<br />

häufig Karl den Kühnen mit Alexander dem Grossen<br />

vergleichen.

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