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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Und trotz aller Kritik – vor allem seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert – ist <strong>die</strong><br />

Befreiungsgeschichte der Waldstätte in den Büchern stehen geblieben.<br />

Im Zuge der patriotischen Bewegung seit der Gründung des B<strong>und</strong>esstaates<br />

1848 hat <strong>die</strong> Schwyzer Befreiungsgeschichte sogar wieder<br />

einen mehr als h<strong>und</strong>ert Jahre währenden Aufschwung erlebt.<br />

Bezeichnend dafür war, daß für <strong>die</strong> B<strong>und</strong>esfeier von 1891 das alte<br />

Datum der B<strong>und</strong>esgründung von 1307 dem neuen von 1291 weichen<br />

mußte.<br />

Das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert war für <strong>die</strong> Geschichtskritik größtenteils eine<br />

verlorene Zeit. Die beiden Weltkriege <strong>und</strong> <strong>die</strong> dazwischen liegende<br />

Weltwirtschaftskrise, dazu <strong>die</strong> totalitären Bewegungen jener Zeit, ließen<br />

im Gegenteil Geschichtsglauben wieder besser gedeihen als<br />

Geschichtskritik.<br />

So bedeutete denn 1941 der absolute Höhepunkt des neuen Glaubens<br />

an <strong>die</strong> alte Geschichte der <strong>Eidgenossen</strong>.<br />

Der zeitbedingte Hintergr<strong>und</strong> muß anerkannt werden. Die historisch<br />

einmalige vollständige Umkreisung der Schweiz <strong>und</strong> <strong>die</strong> extreme<br />

Bedrohung, welcher der Kleinstaat mitten in Europa ausgesetzt war,<br />

forderten geradezu nach einer Rückbesinnung auf <strong>die</strong> Gründungsgeschichte.<br />

Der Zweck heiligte <strong>die</strong> Mittel. Nicht nur wurde Kritik an der Geschichte<br />

verbeten; <strong>die</strong> Forschung suchte wissenschaftlich nachzuweisen,<br />

daß es eine Innerschwyzer Befreiungsgeschichte gegeben habe.<br />

Sogar Wilhelm Tell wurde wieder als historische Gestalt behauptet.<br />

In der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts versuchte <strong>die</strong> Schweizer<br />

Geschichtsforschung etwas Unmögliches: Sie wollte einen Mythos<br />

als wissenschaftlich belegte Realität herausstellen. Sagen sollten zu<br />

unumstößlichen <strong>und</strong> logisch herzuleitenden Tatsachen werden.<br />

Es leuchtet ein, daß es nicht gelingen konnte, aus Legenden plausible<br />

Geschichte zu machen. – Aber <strong>die</strong> Versuche müssen erwähnt<br />

werden. Denn <strong>die</strong> Kritik an den Methoden <strong>und</strong> Ergebnissen <strong>die</strong>ser<br />

mythologischen Wissenschaft bringt letztlich <strong>die</strong> ganze Mär von den<br />

<strong>alten</strong> <strong>Eidgenossen</strong> zu Fall.<br />

Zwei Namen sind mit dem neuen Glauben an <strong>die</strong> alte Geschichte<br />

verb<strong>und</strong>en: Karl Meyer <strong>und</strong> Bruno Meyer – Die Namensgleichheit<br />

der beiden Historiker ist bemerkenswert, aber zufällig.

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