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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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re Aufzeichnungen haben wir nicht. Für <strong>die</strong> Analyse der Geschichten<br />

der <strong>alten</strong> <strong>Eidgenossen</strong> ist es deshalb nötig, kurz einige weitere Dinge<br />

zu den beiden großen <strong>Bern</strong>er Chronisten anzumerken.<br />

Ein Grossteil der Aufzeichnungen von Justinger besteht wie gesagt<br />

aus kurzen, auf den ersten Blick nicht sonderlich interessanten Mitteilungen.<br />

Aber zwischendurch gibt es Dinge, <strong>die</strong> erkennen lassen, was der<br />

Schreiber von Justinger betonen wollte.<br />

Da ist zum ersten <strong>die</strong> Gründung <strong>Bern</strong>s. Es soll gezeigt werden, daß<br />

<strong>die</strong> Entstehung der Stadt ein Willensakt des Zähringer Herzogs<br />

Berchtold gewesen war. Und im gleichen Zug soll bewiesen werden,<br />

daß <strong>Bern</strong> vom römischen Kaiser legitimiert worden ist, eigene Politik<br />

zu betreiben. Dazu erfand Justinger <strong>die</strong> goldene <strong>und</strong> <strong>die</strong> christliche –<br />

mit Kirschen besudelte – Handfeste von „1208“ oder „1218“.<br />

Die Handfeste ist Justinger derart gelegen, daß er noch eine erste –<br />

nicht erh<strong>alten</strong>e - Urk<strong>und</strong>e erfindet, ausgestellt angeblich von Heinrich<br />

VI. im April 1191. – Da stört es den Chronisten nicht weiter, daß er<br />

<strong>die</strong> offizielle Stadtgründung erst im Monat Mai des genannten Jahres<br />

ansetzt: Der römische Kaiser hätte also einer noch nicht bestehenden<br />

Stadt alle Freiheiten zugestanden!<br />

Dann ist <strong>die</strong> Justinger-Chronik vor allem ein Beleg für den Laupenkrieg;<br />

es ist <strong>die</strong> einzige Quelle für <strong>die</strong>se Geschichtssage. Deshalb<br />

wurde davon mit einem Conflictus laupensis sogar eine lateinische<br />

Version hergestellt – welche einige Forscher für eine besondere<br />

Schrift geh<strong>alten</strong> haben.<br />

Ebenfalls nimmt das Konzil von Konstanz im Druck volle zehn Seiten<br />

ein. - Aber auch Aegidius Tschudi <strong>und</strong> andere Chronisten widmen<br />

<strong>die</strong>ser Kirchenversammlung gebührende Aufmerksamkeit. Der<br />

Gr<strong>und</strong> dafür ist einsichtig: Konstanz stellt <strong>die</strong> deutsche Version von<br />

Nikäa dar, das sinnstiftende Ereignis für <strong>die</strong> Entstehung der rechtgläubigen<br />

Kirche.<br />

Der Schreiber des Justinger spielt den Gemäßigten, den nüchternen<br />

Chronisten. Aber bei einer Sache vergißt er seine Zurückhaltung.<br />

„1287“ nämlich soll in <strong>Bern</strong> ein schrecklicher Mord geschehen sein.<br />

Juden marterten einen Christenknaben namens Ruf zu Tode.<br />

Die Untat hatte schreckliche Folgen. Die Schuldigen wurden hingerichtet<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze jüdische Kolonie aus <strong>Bern</strong> vertrieben.

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