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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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dritte Diebold Schilling von <strong>Bern</strong> <strong>und</strong> Petermann Etterlin – zusammen<br />

mit eigenen Beiträgen. – Schodeler ist textlich also vollkommen<br />

von der Stettlerschen Schreibküche in <strong>Bern</strong> abhängig.<br />

Der Luzerner Diebold Schilling, „etwa 1460 bis 1515“, heißt gleich<br />

wie der <strong>Bern</strong>er Bilderchronist <strong>und</strong> soll dessen Neffe gewesen sein. –<br />

Aber <strong>die</strong> Namensgleichheit ergibt sich analytisch nicht durch Blutsverwandtschaft,<br />

sondern durch innere Abhängigkeit von <strong>Bern</strong>.<br />

Der Luzerner Schilling wird wie etliche andere fingierte Geschichtsschreiber<br />

als bedenklicher Charakter geschildert <strong>und</strong> soll <strong>die</strong> verschiedensten<br />

Berufe ausgeübt haben. Der Chronist war Student in<br />

Basel, wurde Priester <strong>und</strong> kaiserlich-päpstlicher Notar <strong>und</strong> trieb außerdem<br />

Weinhandel (!). Öfters soll er in Streitereien verwickelt gewesen<br />

sein.<br />

Vom Text her bietet der Luzerner Schilling, welcher <strong>die</strong> Geschichte<br />

seiner Stadt bis „1509“ schildert, vor allem Zeitgeschichte. Ausgerechnet<br />

<strong>die</strong> Ursprünge der <strong>Eidgenossen</strong>schaft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Anfänge Luzerns<br />

bis nach Sempach läßt der Verfasser weg; mit der Begründung,<br />

<strong>die</strong>se seien genug behandelt worden. – Schilling schreibt vor<br />

allem aus Petermann Etterlin ab. – Die wahre Entstehungszeit ist unleugbar.<br />

Wichtig ist der Luzerner Schilling wegen seinen 443 meist ganzseitigen<br />

Illustrationen, <strong>die</strong> gegenüber den <strong>Bern</strong>er Illustrationen durch einen<br />

derben, kräftig kolorierten Stil auffallen.<br />

Auffällig ist <strong>die</strong> topographische Treue bei den Bildern des Luzerner<br />

Schillings – darin ein vollkommener Gegensatz zu den <strong>Bern</strong>ern.<br />

Die Stadtansicht von Luzern mit den Musegg-Türmen zum Beispiel<br />

zeigt eine voll entwickelte Gotik.<br />

Der derbe Realismus vieler Darstellungen erinnert einerseits an <strong>die</strong><br />

Renaissance, anderseits an <strong>die</strong> flämische Bauernmalerei.<br />

Vor allem aber sollen hier einige Dinge zu den <strong>Bern</strong>er Bilderchroniken<br />

gesagt werden. – Wir haben unterdessen zweifelsfrei dargelegt,<br />

daß <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er wie <strong>die</strong> Schwyzer Bilderchroniken nicht Gewächse<br />

eines angeblichen „Spätmittelalters“ sind, sondern im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

geschrieben <strong>und</strong> illustriert worden sind.<br />

Da fragt sich, ob denn bisher niemand <strong>die</strong> völlig falschen Zeitstellungen<br />

<strong>die</strong>ser Bilderchroniken bemerkt hat.

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