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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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haben. Würde man all <strong>die</strong> Schenkungen <strong>und</strong> Begünstigungen zusammenfassen,<br />

so wäre jeder Winkel Mitteleuropas im Laufe der<br />

Zeit gleich mehrfach beschenkt <strong>und</strong> begünstigt worden.<br />

Für <strong>die</strong> Schrift <strong>und</strong> <strong>die</strong> Form der Urk<strong>und</strong>en gilt das Gleiche wie für<br />

<strong>die</strong> übrigen Handschriften: Die gotische Schrift scheint überall durch.<br />

Die Redaktion der Texte ist oft schludrig <strong>und</strong> enthält <strong>die</strong> gröbsten<br />

Ungereimtheiten. – Aber davon erfährt das Publikum nichts.<br />

Das Gebiet der heutigen Schweiz ist schon für <strong>die</strong> Frühzeit, also das<br />

„Frühmittelalter“ mit Urk<strong>und</strong>en gut bedacht, zu einer Zeit als Chroniken<br />

<strong>und</strong> andere schriftliche Aufzeichnungen noch völlig fehlen.<br />

Hat es während fast tausend Jahren nur Notare <strong>und</strong> Rechtsk<strong>und</strong>ige,<br />

aber keine Geschichtsschreiber gegeben?<br />

Mit einem Riesenaufwand an Gelehrsamkeit werden seit zwei Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

Urk<strong>und</strong>en übertragen <strong>und</strong> herausgegeben. Stattliche<br />

Sammlungen sind daraus entstanden: <strong>die</strong> Monumenta Germaniae<br />

Historica, <strong>und</strong> für <strong>die</strong> Schweiz das schon erwähnte Quellenwerk zur<br />

Entstehung der Schweizerischen <strong>Eidgenossen</strong>schaft; ganz abgesehen<br />

von den seit der Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert begonnenen umfangreichen<br />

Quellen zur Schweizer Geschichte.<br />

Urk<strong>und</strong>en tragen nichts zur historischen Wahrheit bei <strong>und</strong> können<br />

deshalb übergangen werden.<br />

Trotzdem ist es nötig, wenigstens kurz einige bedeutende Urk<strong>und</strong>en<br />

aus der Schweiz zu erwähnen.<br />

Da gibt es in Sankt Gallen eine Urk<strong>und</strong>e vom „16. März 779“, in welcher<br />

ein gewisser Hiso mit seinem Sohn Hattinus seine in der Ostschweiz<br />

verstreuten Güter dem Gallus-Kloster vermacht. Für <strong>die</strong><br />

Schenkung sollen <strong>die</strong> beiden Männer <strong>und</strong> ihre Nachkommen jedoch<br />

jährlich gegen einen Zins von mehreren Mütt Getreide <strong>und</strong> dreißig<br />

Eimer Bier (!) <strong>die</strong> Güter weiterhin nutzen können.<br />

Eine Anno Domini-Datierung vor 1200 Jahren! Die pseudo<strong>alten</strong> Namen<br />

Hiso <strong>und</strong> Hattinus! Klöster in einer städte- <strong>und</strong> kulturlosen Zeit?<br />

Das Mütt – ein Hohlmaß des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts - <strong>und</strong> Bier vor über<br />

tausend Jahren? – Soll jemand, der noch bei Verstand ist, an ein<br />

solch absurdes Mischmasch von Zeiten, Namen <strong>und</strong> Gütern in einer<br />

sagenhaften „Karolingerzeit“ glauben?<br />

Am Ende der eben genannten „karolingischen“ Epoche hat Zürich<br />

<strong>die</strong> Gnade erfahren, seine „älteste“ Urk<strong>und</strong>e zu bekommen. In einem

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