Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Doch um nachher bedeutende Schweizer Künstler zu nennen, muß
man auf der Zeitachse sehr weit nach vorne schreiten.
In Zürich gibt es erst wieder im 18. Jahrhundert namhafte Künstler. -
In Bern werden – angeblich schon um 1660 - der Burgenmaler Albrecht
Kauw und die Künstlerfamilie Dünz faßbar
Die „Stilverspätung“ wird von den Forschern mit eleganten Formulierungen
überbrückt:
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelangte die Malerei in
Bern erstmals wieder seit der Zeit von Niklaus Manuel zu einer neuen
Blüte (Menz/Weber, 12).
Noch im 17. Jahrhundert stand die Berner Kunst unter dem langen
Schatten, den die Künstlerpersönlichkeit Niklaus Manuels zu Beginn
des 16. Jahrhunderts geworfen hatte (Herzog, 118).
Hans Christoph von Tavel geht sogar noch weiter: Er hält Wilhelm
Stettler im ausgehenden 17. Jahrhundert für den einzigen bedeutenden
Berner Künstler nach Niklaus Manuel.
Aber Wilhelm Stettler gehört ins tiefe 18. Jahrhundert.
War Bern während fast zwei Jahrhunderten eine künstlerische Wüste?
Ist es nicht vielmehr so, daß man überflüssige Zeiten streichen muß,
um wieder eine logische Kunstentwicklung zu bekommen?
Beispielsweise habe Niklaus Manuel an der Innenseite der Kirchhofmauer
des Predigerklosters in Bern ein hundert Meter langes
Wandgemälde des Totentanzes gemalt, das später von Kauw und
auch von Wilhelm Stettler kopiert wurde.
Niklaus Manuel Deutsch war folglich ein unmittelbarer Vorgänger
von Kauw und Stettler - ohne einen überlangen zeitlichen Zwischenraum.
Wenn dem so ist, so fällt auch die Glaubensspaltung, fälschlicherweise
Reformation genannt, in die Zeit unmittelbar vor Kauw, Dünz
und Wilhelm Stettler. – Ich sehe die Glaubensspaltung in den 1740er
Jahren.
Niklaus Manuel Deutsch zum Beispiel war - ganz in Renaissance-Art
- nicht nur Künstler, sondern auch Dichter. Ihm wird ein Bicocca-Lied
zugeschrieben.
Aber eine Schlacht von Bicocca mußte zuerst erfunden werden.