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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Zwei Einwände müssen vorangestellt werden, weil sie häufig beiseite<br />

geschoben werden. Der Text soll „um 1470“ geschrieben worden<br />

sein. Aber entdeckt wurde <strong>die</strong>se Chronik erst 1854.<br />

Nun kann man durchaus annehmen, daß <strong>die</strong> Chronik des Weißen<br />

Buches nicht aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert, sondern aus älterer Zeit<br />

stammt.<br />

Aber weshalb „um 1470“? Ganz einfach, weil sich im Weißen Buch<br />

Urk<strong>und</strong>en „vom 14. Jahrh<strong>und</strong>ert bis 1607“ finden, wobei bis zum Datum<br />

von 1470 alles von einer einzigen Hand geschrieben wurde.<br />

Ist das eine zureichende Begründung für <strong>die</strong> unsinnig frühe Datierung?<br />

Haben nicht <strong>die</strong> Fälscher bewußt den ganzen älteren Teil von<br />

einer Hand schreiben lassen, damit man auf ein solches Datum<br />

schließt?<br />

Und wie steht es mit dem Umfang <strong>die</strong>ser Chronik? In der Druckausgabe<br />

von Züst von 1941 macht der Text magere 27 Druckseiten aus.<br />

Die eigentliche Befreiungsgeschichte der Waldstätte mit Wilhelm Tell<br />

beansprucht neuneinhalb Seiten. - Weniger als zehn Seiten also sollen<br />

<strong>die</strong> glorreiche Entstehung der Schwyzer <strong>Eidgenossen</strong>schaft darstellen<br />

<strong>und</strong> begründen!<br />

Aber man muß <strong>die</strong> Chroniken stu<strong>die</strong>ren. Wir haben keine anderen<br />

<strong>und</strong> früheren Aufzeichnungen.<br />

Und <strong>die</strong> Chroniken enth<strong>alten</strong> neben einem Gros an Fiktion manchmal<br />

auch Hinweise auf wahre Begebenheiten – allerdings inhaltlich<br />

<strong>und</strong> chronologisch verzerrt.<br />

Das Autorenteam Richard Feller <strong>und</strong> Edgar Bonjour, welche <strong>die</strong><br />

gr<strong>und</strong>legende Geschichtsschreibung der Schweiz verfaßt hat, urteilt<br />

sehr diplomatisch über <strong>die</strong> Chronik aus Sarnen: Der historische<br />

Wert, der in den Aufzeichnungen des Weißen Buches liegt, ist von<br />

der Forschung noch nicht genau eruiert (Feller/Bonjour, I, 79).<br />

Aber im Weißen Buch von Sarnen findet sich nichts Historisches. Die<br />

Chronik ist kein eigenständiges Werk, sondern gänzlich abhängig<br />

von dem ersten <strong>Bern</strong>er Geschichtsschreiber Konrad Justinger.<br />

Justinger <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er Chronistik der beiden Stettler<br />

<strong>Bern</strong>s erster Chronist soll Conrad Justinger gewesen sein. Dieser<br />

habe hier als Notar <strong>und</strong> Stadtschreiber gewirkt <strong>und</strong> „zwischen 1420<br />

<strong>und</strong> 1430“ eine Chronik der Stadt <strong>Bern</strong> von den Anfängen, also von

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