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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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137<br />

Die wirre Kompilation von Zürich mit Notizen aus der Bibel scheint<br />

hauptsächlich geschaffen worden zu sein, um <strong>die</strong> Stadtheiligen Felix,<br />

Regula <strong>und</strong> Exuperantius zu begründen.<br />

Aber was über <strong>die</strong> Anfänge der Stadt berichtet wird, spricht für sich<br />

selbst.<br />

Danach soll Zürich von einem Thuricus, König von Arles (!) <strong>und</strong> Sikyon<br />

(!) im Jahre 2062 AC (!) auf dem linken Limmat-Ufer gegründet<br />

worden sein. Dort soll Karl der Grosse dann auch 503 AD (!) das<br />

Fraumünsterkloster gestiftet haben. – Doch nach <strong>die</strong>sen Angaben<br />

geht es geradewegs über ins Spätmittelalter.<br />

Das 15. Jahrh<strong>und</strong>ert beginnt in der Zürcher Chronik mit der Erwähnung<br />

der historisch offenbar ungeheuer bedeutsamen Kirschen- <strong>und</strong><br />

Erdbeer-Ernte „anfangs Mai 1420“. – Diese Passage aber ist aus Justinger<br />

entlehnt.<br />

Zürich hatte jedoch <strong>die</strong> Ehre, <strong>die</strong> Heimatstadt des angeblich ältesten<br />

Schweizer Humanisten zu sein:<br />

Felix Hemmerli oder Malleolus, „1388 – 1458“, schrieb zwar ein sehr<br />

schlechtes Latein, sprach aber wohl als erster weit <strong>und</strong> breit Griechisch.<br />

Als Privatmann (!) nahm er am Konzil von Konstanz teil. Und<br />

als erster Schweizer erwarb er <strong>die</strong> Doktorwürde, <strong>und</strong> zwar an der berühmten<br />

Universität Bologna. - Selbstverständlich ist <strong>die</strong>ses älteste<br />

Doktordiplom der Welt (!) von „1424“ erh<strong>alten</strong>.<br />

Von Felix Hemmerli sind 34 Schriften erh<strong>alten</strong>, von denen 30 gedruckt<br />

wurden – wohlgemerkt zu einer Zeit, in welcher <strong>die</strong> schwarze<br />

Kunst noch nicht erf<strong>und</strong>en war.<br />

Berühmt ist von Hemmerli vor allem sein Dialog über den Adel <strong>und</strong><br />

das bäurische Wesen der Schwyzer, mit welchem er den Zorn der<br />

Innerschweizer herausforderte. Diese entführten ihn an einer Fasnacht<br />

(!) aus Zürich <strong>und</strong> hielten ihn nachher bis zu seinem Tode in<br />

Luzern in Klosterhaft. – Hemmerli aber schildert in <strong>die</strong>ser Schrift <strong>die</strong><br />

Befreiungsgeschichte der Waldstätte nach Justinger. – Von wo hat<br />

er sich <strong>die</strong> Handschrift besorgt?<br />

Auch Feller/Bonjour haben ihre Zweifel an der unmöglich frühen<br />

Konstruktion <strong>die</strong>ses Felix Hemmerli: Seine Arbeit ist erstaunlich, in<br />

einer Wüste des Geistes (Feller/Bonjour, I, 47). Denn <strong>die</strong>ser verfrühte<br />

Humanist kennt <strong>die</strong> Kirchenväter <strong>und</strong> das Corpus Iuris <strong>und</strong> sogar<br />

den Talmud – vor der Mitte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts unmöglich.

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