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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Die Chronik von Petermann Etterlin ist interessant, aber vom Inhalt<br />

her nicht überragend. Für <strong>die</strong> ältere Zeit - <strong>und</strong> das sind in seinem<br />

Werk ungefähr zwei Drittel - schreibt er vorwiegend Justinger ab. -<br />

Und in welche Zeit <strong>die</strong>ser Justinger zu setzen ist, werden wir bald<br />

sehen.<br />

Eigentlichen Quellenwert schreibt man der Etterlin-Chronik nur für<br />

den Burg<strong>und</strong>erkrieg zu. Und gerade für <strong>die</strong> „Zeitgeschichte“, also <strong>die</strong><br />

Jahre vor dem angeblichen Druckdatum, wird der Chronist unzuverlässig<br />

<strong>und</strong> bricht schließlich ganz ab.<br />

Berühmt ist Etterlins Druckwerk, <strong>die</strong>ses Programm einer gesamteidgenössischen<br />

Chronik (Bodmer, 60) nicht wegen des mittelmäßigen<br />

Textes, sondern wegen seiner Holzschnitte.<br />

Besonders zwei Bilder aus Etterlin sind es, <strong>die</strong> in fast jedem illustrierten<br />

Geschichtswerk über <strong>die</strong> alte <strong>Eidgenossen</strong>schaft wiedergegeben<br />

werden: das Bild von der Besiedlung der Waldstätte <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tell-<br />

Szene.<br />

Das letztere Bild schafft einen Zusammenhang mit der erwähnten<br />

Tell-Abbildung in der Initiale des <strong>Bern</strong>er Predigtmandats – auch mit<br />

der Darstellung aus einer Handschrift (Abbildung 34). Diese stammen<br />

aus der hohen Zeit der Geschichtsschöpfung stammen, sind als<br />

zeitgleich anzusehen.<br />

Das Verhältnis zwischen Handschriften <strong>und</strong> Drucken ist völlig anders<br />

als von der konventionellen Wissenschaft dargestellt.<br />

Bisher galt das Axiom, daß Handschriften gr<strong>und</strong>sätzlich älter sein<br />

können als Drucke, weil der Buchdruck später erf<strong>und</strong>en wurde.<br />

Eine genaue Betrachtung der <strong>alten</strong> schriftlichen Überlieferung läßt<br />

jedoch keinen Altersunterschied zwischen Drucken <strong>und</strong> Handschriften<br />

feststellen.<br />

Damit fällt eine kapitale Behauptung der Textüberlieferung: Es ist<br />

nicht wahr, daß <strong>die</strong> erh<strong>alten</strong>en <strong>alten</strong> Schriften deshalb von Hand geschrieben<br />

<strong>und</strong> illustriert worden seien, weil es den Buchdruck noch<br />

nicht gegeben habe. Zu der Zeit, als man begann, <strong>die</strong> <strong>alten</strong> Texte<br />

niederzuschreiben, existierte <strong>die</strong> schwarze Kunst schon.<br />

Weshalb um Himmels willen schreibt man von Hand riesige Mengen<br />

Handschriften, Urk<strong>und</strong>en, Codices, Manuale, Rechnungsbücher,<br />

wenn der Buchdruck existiert? – Vermutlich unterschätzen wir <strong>die</strong><br />

Triebfedern der Grossen Aktion der Geschichtserfindung.

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