30.11.2012 Aufrufe

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

368<br />

Gewisse Fingerzeige deuten darauf hin, daß den Schweizern ihre<br />

ruhmreiche Geschichte selbst nicht mehr gefällt. Sogar <strong>die</strong> Politiker<br />

nennen zwar weiter Stichworte aus der mythischen Vorgeschichte<br />

der <strong>Eidgenossen</strong>, gehen dann aber bald zu den letzten paar Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

über.<br />

Überhaupt ist der helvetische Nationalstolz bald nicht mehr existent.<br />

Also fehlt der Geschichtswissenschaft das nationale Element. Man<br />

geht mit unmöglichen Fragestellungen an <strong>die</strong> Vergangenheit heran.<br />

Unterdessen gibt es schon eine Schweizergeschichte für Nullen. –<br />

Wann kommt eine feministische Interpretation der Historie?<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang sei auf das interessante Faktum hingewiesen,<br />

daß <strong>die</strong> heimatliche Geschichte an den meisten Schweizer<br />

Universitäten nicht mehr von einheimischen, sondern von deutschen<br />

Professoren betreut wird: Nicht nur das Land, auch <strong>die</strong> Vergangenheit<br />

wird ans Ausland verkauft!<br />

Mehrere Kapitel in <strong>die</strong>sem Buch wurden aufgewendet, um <strong>die</strong> angebliche<br />

Schlacht bei Murten zu analysieren. – Aber eben <strong>die</strong>ses<br />

pseudohistorische Ereignis ist vor Jahren wieder zu Ehren <strong>und</strong> Bewußtsein<br />

gekommen:<br />

2002 fand im Bereich der Juraseen – Bielersee, Neuenburgersee<br />

<strong>und</strong> Murtensee - eine Landesausstellung statt. Die einzige geschichtliche<br />

Anspielung erfuhr man in Murten. Um ein kitschiges Monumental-Panorama<br />

eines Künstlers vom Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts auszustellen,<br />

wurde eigens ein Bau, der berühmte Monolith, in den See<br />

gestellt. H<strong>und</strong>erttausende konnten sich wieder an den Heldentaten<br />

der <strong>alten</strong> <strong>Eidgenossen</strong> laben. – Ist das unser Umgang mit Geschichte<br />

heute?<br />

Schweizergeschichte wird immer noch geschrieben. Eben hat der<br />

Verfasser einige professorale Darstellungen durchgesehen. Interessant<br />

ist dabei, daß <strong>die</strong> Werke in einer kleinen Taschenbuchausgabe<br />

<strong>und</strong> in einer großen Hardcover-Ausgabe erscheinen. Ein Autor bekam<br />

sogar eine illustrierte Schweizergeschichte als drittes Werk zugestanden.<br />

Interessant an <strong>die</strong>sen Büchern ist nur, wie unengagiert <strong>und</strong> schmal<br />

<strong>die</strong> erf<strong>und</strong>ene Schweizergeschichte vor der Französischen Revolution<br />

abgehandelt wird. – Man bekommt den Eindruck, daß man <strong>die</strong><br />

alte Gründungs- <strong>und</strong> Heldengeschichte am lieben fallen lassen würde.<br />

Doch am Mut <strong>die</strong>s zu tun fehlt es offenbar.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!