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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Caesar wie Christus werden mit einem spitzen Gegenstand getötet;<br />

ebenso Gessler oder Gryssler, den Tells Pfeil in <strong>die</strong> Brust trifft:<br />

Tell ist ein Caesar-Mörder, aber noch mehr ein Jesus-Mörder.<br />

2007 bekam ich aus Deutschland den Hinweis, daß auch in Schwaben<br />

eine Tell-Sage überliefert ist. Dort ist der Schütze expressis verbis<br />

ein Jesus-Mörder:<br />

Im Jahre des Herrn "1390" wollte Wilhelm (!), ein Gefolgsmann des<br />

Grafen von Zollern, auf Einflüsterung des Teufels ein unfehlbarer<br />

Schütze werden. Dazu hörte er sich in der Kirche des Klosters Stetten<br />

bei Hechingen viermal <strong>die</strong> Passion an. Danach nahm er seine<br />

Armbrust <strong>und</strong> schoß in der Landschaft auf ein Kruzifix. Beim dritten<br />

Schuß fing <strong>die</strong> hölzerne Figur des Heilands zu bluten an. Aber Wilhelm<br />

blieb danach im Boden stecken. Der Graf erfuhr von <strong>die</strong>ser<br />

Freveltat <strong>und</strong> ließ den höllischen Schützen enthaupten.<br />

Wenn Tell der ursprünglichen Absicht nach als Jesus-Mörder, nicht<br />

als Überwinder eines Tyrannen angelegt ist, so fragt man nach den<br />

Absichten der Schreiber - <strong>und</strong> dem Unwissen der Empfänger.<br />

Durchschauten <strong>die</strong> Leute in den Waldstätten nicht <strong>die</strong> schwach verhüllte<br />

Tendenz der Sage? Die Schwyzer der inneren Orte werden als<br />

verstockte Waldleute = Wilhelm Tell der Tor dargestellt, welche sich<br />

dem neuen Glauben an Gottes Sohn = Jesus Christus, dem herbeigerufenen<br />

Parakleten entgegenstellen, ihn ablehnen <strong>und</strong> töten!<br />

Der einzige Forscher, der meines Wissens <strong>die</strong> Tellen-Geschichte mit<br />

analytischem Blick betrachtet hat, ist Leo Weisz. Nach ihm steckt in<br />

jener Sage ein ketzerisches, genauer gesagt ein manichäisches<br />

Moment: Die Verweigerung der Verehrung des Hutes sei als Verweigerung<br />

der Kreuzes-Verehrung zu verstehen (Weisz, 278 f.).<br />

Es ist müßig, sich in weitere Mutmaßungen über <strong>die</strong> Absichten <strong>und</strong><br />

Meinungen zu einer bestimmten Sage in einer noch wenig faßbaren<br />

Zeit am Anfang der Geschichte einzulassen. Aber <strong>die</strong> Analyse zeigt,<br />

daß Tells Geschoß nicht so sehr einen fremden Tyrannen, sondern<br />

den eigenen Erlöser traf.<br />

Der Ursprung der Schwyzer<br />

Bekanntlich hat das Schweizer Wappen ein weißes Kreuz auf rotem<br />

Gr<strong>und</strong>.<br />

Und der Name Schweiz kommt von Schwyz, der Talschaft, <strong>die</strong> zuerst<br />

<strong>und</strong> allein <strong>die</strong>sen Namen trug. Jener Ort hat ebenfalls ein wei-

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