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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Darauf gibt es keine Antwort. Man kann nur zum wiederholten Male<br />

betrübt feststellen, daß <strong>die</strong> Geister der meisten Forscher offenbar<br />

gleichgeschaltet sind <strong>und</strong> blind den gängigen Lehrmeinungen folgen.<br />

Um <strong>die</strong> Bilderchroniken in <strong>die</strong> richtige Zeit zu setzen, sind inhaltliche<br />

Analysen nötig. Es sind <strong>die</strong> gleichen Kriterien anzuwenden, welche<br />

<strong>die</strong> angeblich „mittelalterlichen“ illuminierten Handschriften in <strong>die</strong> Zeit<br />

der Renaissance <strong>und</strong> des Barock verweisen.<br />

Wie <strong>die</strong> Handschriften, so sind auch <strong>die</strong> Bilder der Handschriften <strong>und</strong><br />

Chroniken bei aller künstlerischen Kreativität auf alt gemacht; sie<br />

gaukeln ein hohes Alter nur vor.<br />

Richtig figurieren bei Hans <strong>Christoph</strong> von Tavels Darstellung <strong>die</strong><br />

<strong>Bern</strong>er Bilderchroniken unter dem Titel Anachronismus <strong>und</strong> Kreativität<br />

(Kunst <strong>und</strong> Kultur im Kanton <strong>Bern</strong>, in: Illustrierte <strong>Bern</strong>er Enzyklopä<strong>die</strong>,<br />

IV, 14).<br />

Die Betrachtungen beschränken sich hier auf den sogenannten<br />

Spiezer Schilling. Erstens ist <strong>die</strong>se <strong>die</strong> künstlerisch gelungenste <strong>Bern</strong>er<br />

<strong>und</strong> Schwyzer Bilderchronik. - Und auch <strong>die</strong> thematische Geschlossenheit<br />

des Werkes macht Schillings angeblich letzte Chronik<br />

zu einem geeigneten Objekt der Analyse.<br />

Die Anachronismen sind im Spiezer Schilling augenfällig <strong>und</strong> leicht<br />

zu finden, besonders am Anfang.<br />

Die Initiale I (In gottes namen amen) der Widmung an den Auftraggeber<br />

Rudolf von Erlach mag noch durchgehen.<br />

Aber schon <strong>die</strong> folgende Wappentafel, welche <strong>die</strong> vier weiblichen<br />

Vorfahren des adeligen Schloßherren von Spiez wiedergibt, ist vom<br />

heraldischen Standpunkt her typischer Barock. - Die Spangenhelme<br />

auf den Wappen sind derart fein gezeichnet, so daß man allein auf<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ses Merkmals <strong>die</strong> spätest mögliche Entstehungszeit der<br />

Illustrationen annehmen muß.<br />

Typisch ist gleich darauf als Auftakt zum Laupenkrieg der Tanz der<br />

stehenden Bären um das <strong>Bern</strong>er Banner herum; wobei ein Tier Flöte<br />

spielt <strong>und</strong> ein anderes <strong>die</strong> Trommel rührt.<br />

Tierallegorien sind ein typisches Gewächs der Barockzeit <strong>und</strong> vorher<br />

<strong>und</strong>enkbar. – Auch <strong>die</strong> kunstvoll drapierten Banderolen auf dem Bild<br />

sprechen für <strong>die</strong> gleiche Epoche.<br />

Überhaupt ist der in allen <strong>Bern</strong>er Bilderchroniken überdeutlich herausgehobene<br />

Wappen- <strong>und</strong> Fahnenzauber entlarvend.

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