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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Standfigur eines männlichen Heiligen (Sladeczek, 328 ff.) mit einer<br />

Widmung: Meinrat der gol(d)smit mcccc (1500). Dieser Goldschmied<br />

ist um <strong>die</strong>se Zeit auch urk<strong>und</strong>lich belegt – aber das will nichts heißen.<br />

Viel klarer, weil offensichtlich eine barocke Fälschung, ist <strong>die</strong> lateinische<br />

Inschrift an einer <strong>alten</strong> Glocke in der ehemaligen Propstei Wagenhausen,<br />

am linken Rheinufer gegenüber Stein am Rhein. Eine<br />

Glocke, so alt wie <strong>die</strong> <strong>Eidgenossen</strong>schaft, betitelte <strong>die</strong> Neue Zürcher<br />

Zeitung vor Jahren einen Bericht über <strong>die</strong>sen Kunstgegenstand<br />

(NZZ, 31.7.2002). Und weshalb? Weil <strong>die</strong> gotische Inschrift neben<br />

der Widmung an <strong>die</strong> Muttergottes „1291“ als Stiftungsjahr angibt!<br />

Nun ist <strong>die</strong> Vorstellung, eine Glocke läuten zu hören, <strong>die</strong> genau im<br />

angeblichen Gründungsjahr der Schwyzer <strong>Eidgenossen</strong>schaft eingeweiht<br />

wurde, ganz hübsch. Aber nur ein Fingerhut kritischer Geschichtsanalyse<br />

widerlegt <strong>die</strong>se Behauptung.<br />

Der Dachreiter, in welchem <strong>die</strong> Glocke von Wagenhausen angebracht<br />

ist, stammt sicher aus dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. Der Klangkörper<br />

wurde erstmals „1679“ erwähnt – immer noch zu früh, aber nicht<br />

mehr weit von der sicheren Entstehungszeit entfernt.<br />

Zudem gleicht <strong>die</strong> Marienglocke von Wagenhausen in Form <strong>und</strong> gotischer<br />

Inschrift derjenigen der Pfarrkirche des benachbarten Ortes<br />

Burg an der Stelle des früheren spätrömischen Kastells Tasgetium. –<br />

Statt beide Klangkörper der Geschichtszeit zuzuweisen, wo sie hingehören,<br />

wird „Ende des 13. Jahrh<strong>und</strong>ert“ angenommen!<br />

Wie kann man ein Datum „1291“ glauben, wenn <strong>die</strong> nächste Erwähnung<br />

vierh<strong>und</strong>ert Jahre später ist?<br />

Auch aus dem <strong>Bern</strong>biet sind zwei <strong>alten</strong> Glocken mit fragwürdigen<br />

Datierungen <strong>und</strong> Inschriften zu erwähnen.<br />

Da gibt es eine Kirchenglocke, <strong>die</strong> der lateinischen Schutzinschrift<br />

zufolge „1434“ gegossen <strong>und</strong> in Romont verwendet wurde.<br />

„1475“ holten <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er den Klangkörper nach <strong>Bern</strong> – gewissermaßen<br />

als Teil der „Burg<strong>und</strong>erbeute“. Die Glocke von Romont soll hernach<br />

in Belp, dann in Zimmerwald ge<strong>die</strong>nt haben <strong>und</strong> befindet sich<br />

heute im Historischen Museum <strong>Bern</strong> (Bildersturm, 165).<br />

Und aus der ehemaligen Wallfahrtskirche Oberbüren bei Büren an<br />

der Aare hat sich ein Glockenfragment von angeblich „1508“ erh<strong>alten</strong>.<br />

Dargestellt ist ein sogenanntes <strong>Bern</strong>-Rich, ein Reichsschild mit

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