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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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stische Denkvermögen (K. Meyer: Gründung der <strong>Eidgenossen</strong>schaft,<br />

117).<br />

Im Klartext bedeutet das: Die Alten dürfen nicht kritisiert werden.<br />

Man muß ihre Behauptungen auch dann für wahr h<strong>alten</strong>, wenn sie<br />

absurd sind. Credo quia absurdum!<br />

Um seine waghalsigen Thesen über den Ursprung der Waldstätte zu<br />

stützen, verbiegt Karl Meyer manchmal nicht nur <strong>die</strong> Logik. Häufig<br />

gleitet seine Argumentation in simple Zwängerei ab:<br />

Das Weiße Buch ist nach Karl Meyer in Sarnen, nicht in <strong>Bern</strong> entstanden.<br />

Also muß er weismachen, <strong>die</strong> dort geschilderte Befreiungsgeschichte<br />

stelle seiner ganzen Anlage nach, den ältesten, ursprünglich<br />

selbständigen <strong>und</strong> abgeschlossenen Bestandteil der Sarner<br />

Chronik dar (K. Meyer: Urschweizer Befreiungstradition, 64).<br />

Lächerlich wird Karl Meyer, wenn er sich über <strong>die</strong> deutlich antihabsburgische<br />

Tendenz der <strong>alten</strong> chronikalischen Quellen äußern muß.<br />

Hier behauptet der Historiker, <strong>die</strong> feindselige Haltung der Schwyzer<br />

gegen Österreich sei nicht als Hass gegen das Haus Habsburg zu<br />

verstehen. Vielmehr hätte sich <strong>die</strong> Ablehnung gegen <strong>die</strong> österreichischen<br />

Beamten gerichtet!<br />

Ich habe lange Zeit überlegt, aus welcher Gr<strong>und</strong>haltung Karl Meyer<br />

zu seinen gewagten Thesen zur B<strong>und</strong>esgründung von 1291 kam. –<br />

Es ergab sich, daß <strong>die</strong>ser Historiker mit den theologischen Tendenzen<br />

der Zwischenkriegszeit übereinstimmt.<br />

Bekanntlich hatte <strong>die</strong> Theologie des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>die</strong> Bibel als<br />

Literatur erkannt, der höchstens Vorbildcharakter zukomme.<br />

Demgegenüber erklärte in der Zwischenkriegszeit eine neue Richtung<br />

um <strong>die</strong> Theologen Rudolf Bultmann <strong>und</strong> Karl Barth: Trotz aller<br />

Widersprüche, literarischen Anleihen <strong>und</strong> historischen Bedingtheiten<br />

enthielten <strong>die</strong> biblischen Schriften eine Reihe von religiösen Gr<strong>und</strong>wahrheiten.<br />

- Gott als der ganz andere stehe über jeder zeitbedingten<br />

Relativität. Das ursprüngliche Kerygma der göttlichen Botschaft<br />

zähle, nicht <strong>die</strong> Umstände <strong>und</strong> Bedingtheiten.<br />

Ohne es zu merken, wird Karl Meyer mit seinem Glauben an den<br />

unbedingten Wahrheitsgehalt der <strong>alten</strong> Schwyzer Überlieferung zu<br />

einem modernen Geschichtstheologen.<br />

Damit führt Meyer <strong>die</strong> ursprüngliche Absicht der Geschichtserfinder<br />

fort. Diese wollten bekanntlich nicht Geschichte im heutigen Sinne

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