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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Gest<strong>alten</strong> der erf<strong>und</strong>enen Geschichte im Bild<br />

Die Personen der erf<strong>und</strong>enen Geschichte – gleich ob aus dem Altertum, dem Mittelalter<br />

oder der frühen Neuzeit – existieren nicht nur in geschriebenen Darstellungen,<br />

sondern häufig auch im Bild.<br />

Hier werden zwei kolorierte Holzschnitte aus der kleinen Chronik von Johannes<br />

Stumpf von „1554“ wiedergegeben.<br />

Die Bilder in den beiden Chronikwerken von Stumpf – aber auch bei anderen ähnlichen<br />

Büchern wie der Weltchronik von Hartmann Schedel – sind häufig stereotyp.<br />

Es kommt vor, daß ein gleiches Porträt, eine gleiche Stadtabbildung oder Schlachtdarstellung<br />

mehrmals verwendet werden.<br />

Trotzdem sind <strong>die</strong> Abbildungen interessant <strong>und</strong> ver<strong>die</strong>nen es, genau betrachtet zu<br />

werden. Die Typisierung will häufig gewisse Merkmale hervorheben.<br />

Das Seitenporträt oben soll Karl den Kühnen darstellen.<br />

Die scharf geschnittenen Gesichtszüge mit den grausam-sinnlichen Lippen, dazu<br />

der feuerroten Backenfarbe, verraten einen cäsarischen Charakter – was auch<br />

durch das blätterartige antikisierende Stirnband unterstrichen wird.<br />

Karl der Verwegene, der Kühne oder der Schreckliche (Charles le Téméraire, le<br />

Hardi ou le Terrible) wird auf <strong>die</strong>sem Holzschnitt-Porträt seinen Beinamen gerecht.<br />

Die <strong>Eidgenossen</strong> haßten oder fürchteten ihn als Parakleten aus dem Westen. – In<br />

dem gleichen Zeitbuch von Stumpf ist Karl der Kühne auch in einem monumentalen<br />

Grabmal liegend abgebildet.<br />

Ein Rätsel gibt das Porträt von Herzog Leopold von Habsburg unten auf. Es handelt<br />

sich um den Gegner der <strong>Eidgenossen</strong> in der Schlacht bei Sempach. – Aber bekanntlich<br />

hieß der Gegenspieler der Waldstätte in der Schlacht am Morgarten ebenfalls<br />

Leopold.<br />

Herzog Leopold wird hier mit feinen, durchgeistigten Gesichtszügen abgebildet.<br />

Man möchte eher einen Gelehrten, auf jeden Fall eine kultivierte Person, <strong>und</strong> nicht<br />

einen Kriegsherrn darin erkennen.<br />

Es stellt sich <strong>die</strong> Frage, weshalb der Herzog von Österreich als feingeistiger Mann<br />

gezeichnet wird. Liegt hier eine geheime Ehrerbietung der <strong>Eidgenossen</strong> gegenüber<br />

dem unterlegenen Adeligen vor? – Bekanntlich soll der Herzog in der Schlacht gefallen<br />

sein.<br />

Wir verstehen nicht alle Absichten der <strong>alten</strong> Künstler <strong>und</strong> Chronisten.

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