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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Von der Matte ins Jammertal: der zweite Teil von <strong>Bern</strong>s<br />

Troja-Geschichte<br />

Die Aufmerksamkeit der konventionellen Geschichtsforscher für <strong>die</strong><br />

Quellen ist höchst selektiv. Das sieht man am Beispiel der älteren<br />

Geschichte <strong>Bern</strong>s. Die Stadtgründung „1191“, <strong>die</strong> Handfeste von<br />

„1218“, der B<strong>und</strong>eseintritt „1353“ werden bis ins Kleinste analysiert<br />

<strong>und</strong> gedeutet – abgesehen davon, daß sie einen festen Platz im patriotischen<br />

Festkalender haben.<br />

Doch Justinger vermeldet noch andere Dinge, <strong>die</strong> Bedeutung haben<br />

aber meistens übersehen werden.<br />

„1277“ wurden – wie schon erwähnt - „Ketzer am Christenglauben“<br />

im Schwarzenburger Land verbrannt. – Daß <strong>die</strong>ses abgelegene Gebiet<br />

damals noch längst nicht zu <strong>Bern</strong> gehört hat, ist nur ein Detail<br />

der abstrusen Geschichte.<br />

Aber ein Körnchen Wahrheit steckt auch in <strong>die</strong>ser Mitteilung: Vielleicht<br />

hatte das eben erst protestantisch gewordene <strong>Bern</strong> tatsächlich<br />

große Probleme mit den Wiedertäufern in der Region zwischen<br />

Schwarzenburg <strong>und</strong> Guggisberg.<br />

„1287“ oder „1288“ geschah der fürchterliche Ritualmord an dem<br />

kleinen Ruf. Mehrere Juden hätten in <strong>Bern</strong> einen Christenknaben<br />

gemartert <strong>und</strong> getötet.<br />

Diese Schandtat wurde zum Anlaß, in der Stadtkirche einen Sankt<br />

Rufus-Altar zu errichten. Und vor allem fand <strong>Bern</strong> damit den Vorwand,<br />

um <strong>die</strong> Juden aus der Stadt zu vertreiben.<br />

Mit der Verbannung der Juden grenzte sich <strong>Bern</strong> dogmatisch von der<br />

<strong>alten</strong> Religion der Väter ab. – Der Ruf-Mord <strong>und</strong> <strong>die</strong> Vertreibung der<br />

Juden sind theologische Ankerpunkte der erf<strong>und</strong>enen Vorgeschichte<br />

<strong>Bern</strong>s.<br />

Im selben Jahr 1288 wird in <strong>Bern</strong> ein weiteres, scheinbar belangloses<br />

Ereignis vermeldet.<br />

In der Matte, der volkstümlichen Unterstadt am Aare-Ufer, kommt es<br />

zu einem Zweikampf zwischen einem Mann <strong>und</strong> einer Frau, wobei<br />

<strong>die</strong> Frau obsiegte. – Die Spiezer Bilderchronik hat <strong>die</strong>sem Ereignis<br />

eine hübsche Illustration gewidmet (Abbildung 19).<br />

Was soll <strong>die</strong>ses unblutige Duell, dazu noch zwischen einem Mann<br />

<strong>und</strong> einer Frau, in einem Arbeiterquartier der Stadt?

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