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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Das ist noch nicht alles: Der hohe römische Beamte muß unter Trajan<br />

gewirkt haben. Und niedergeschrieben wurde <strong>die</strong> Inschrift auf<br />

Gr<strong>und</strong> des Inhalts „zwischen 110 <strong>und</strong> 116 AD“.<br />

Aber für <strong>die</strong> nächsten 1400 Jahre werden <strong>die</strong> Angaben zur Inschrift<br />

von der Kirchenmauer in Avenches sehr summarisch. Man behauptet,<br />

daß <strong>die</strong> Platte eine obere Hälfte hatte, <strong>die</strong> aber „im Mittelalter“<br />

weggebrochen sei – längs einer schönen waagrechten Schnittkante<br />

wohlgemerkt!<br />

Die viergeteilte Inschrift ist interessant <strong>und</strong> entlarvend zugleich. Dank<br />

<strong>die</strong>ser wissen wir, wie Aventicum mit dem vollen offiziellen Namen<br />

hieß:<br />

COLONIA PIA FLAVIA CONSTANS EMERITA HELVETIORUM FO-<br />

EDERATA! – Die Namen <strong>und</strong> Begriffe in <strong>die</strong>ser Titulatur seien eine<br />

Sammlung stolzer historischer Reminiszenzen, sagt Gerold Walser<br />

(Walser, II, 174). – Das ist richtig; aber es sind Geschichtserinnerungen<br />

aus dem Nachhinein.<br />

Seit Jahren hegte ich einen Verdacht gegen <strong>die</strong> antike Bezeichnung<br />

von Aventicum. Sie kam mir zu „barock“ vor. Heute aber kann man<br />

sicher sein, daß <strong>die</strong>se Inschrift in der Renaissance oder Barockzeit<br />

geschaffen wurde.<br />

Auch Aventicum wurde ausgiebig zur Gewinnung von Baumaterial<br />

geplündert. Nicht nur in der Kirche in Avenches, auch in der Abteikirche<br />

Payerne <strong>und</strong> im Kloster Münchenwiler bei Murten wurden<br />

Trümmer aus dem <strong>alten</strong> Aventicum verbaut. Aber wenn <strong>die</strong>se wiederverwendeten<br />

Teile noch Inschriften aufweisen, ist allergrößte Zurückhaltung<br />

geboten.<br />

So gibt es einen Block mit einer Inschrift aus dem Kloster Münchenwiler,<br />

der eine Weihung an den Tiguriner-Gau enthält (Walser, I,<br />

160).<br />

Aber <strong>die</strong> Nennung von Helvetiern <strong>und</strong> Tigurinern spricht sicher für<br />

Fälschung.<br />

Überhaupt werden <strong>die</strong> wichtigsten „römischen“ Inschriften bereits in<br />

den Chronik-Werken von Stumpf <strong>und</strong> Tschudi wiedergegeben – häufig<br />

sogar in Abbildungen. Unter der Antike scheinen also überall <strong>die</strong><br />

Renaissance <strong>und</strong> der Barock durch.

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