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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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367<br />

Die Schweiz ist auf jeden Fall nicht deshalb entstanden, weil tapfere<br />

Vorfahren in einer weit entfernten Zeit glorreiche Schlachten geschlagen<br />

haben.<br />

Und <strong>die</strong> Jahrzahl 1291 mag zwar als sinnstiftende historische Chiffre<br />

erscheinen. Aber <strong>die</strong>se noch heute für <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage eines Selbstverständnisses<br />

der Schweiz zu h<strong>alten</strong>, ist obsolet <strong>und</strong> absurd (Abbildung<br />

31).<br />

Das alte geschichtliche Paradigma gründete auf einem bestimmten<br />

Glauben, der immer weniger geglaubt wird. Ein Wechsel wird geschehen,<br />

auch wenn <strong>die</strong> beharrenden Kräfte in einer Gesellschaft<br />

<strong>die</strong>sen hinauszögern.<br />

Es sollte eine Daueraufgabe sein, <strong>die</strong> eigenen historischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

zu überprüften. Der Wandel kommt sonst abrupt <strong>und</strong> möglicherweise<br />

in gewalttätiger Form.<br />

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges <strong>und</strong> unmittelbar danach gab es von<br />

intellektueller Seite verschiedene Standortbestimmungen der<br />

Schweiz. Man erinnert sich an Geisteserbe der Schweiz von Eduard<br />

Korrodi oder Achtung: <strong>die</strong> Schweiz! von Max Frisch. – Vielleicht haben<br />

<strong>die</strong>se dazu beigetragen, daß das Land einen schwierigen Abschnitt<br />

seiner Existenz erfolgreich meisterte. – Aber eine Nation muß<br />

in kurzen Abständen ihre ideellen <strong>und</strong> historischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

überdenken.<br />

Der Sonderweg darf nicht dazu verleiten, <strong>die</strong>sen zu einem Mythos zu<br />

überhöhen. Die Schweiz kann sich nicht länger erlauben, historische<br />

Marotten als sinnstiftende Gr<strong>und</strong>lage ihrer Existenz weiter zu pflegen.<br />

Ein neues historisches Selbstverständnis ist nötig.<br />

Vielleicht bekam <strong>die</strong> Schweiz schon um 2000 eine Vorahnung, was<br />

geschieht, wenn man sich zu lange auf imaginärem Ruhm ausruht:<br />

Trotz wahrheitsfindender „Historikerkommission“ gab das Land einem<br />

internationalen Druck nach <strong>und</strong> bezahlte eine milliardenschwere<br />

Summe als Entschädigung für angebliches Unrecht, welches bestimmte<br />

Ausländer gegenüber der Schweiz während des Zweiten<br />

Weltkrieges erlitten haben.<br />

Bleibt der Festung Schweiz in Krisenzeiten nur der Ausweg, sich mit<br />

Geld loszukaufen?<br />

Noch immer geistert <strong>die</strong> alte Schwyzer Geschichte im Halbschatten<br />

ihrer fiktiven Existenz herum.

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