Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Der Burgunderherzog ordnet sein Heer auf dem Jorat auf der Plaine
du Loup.
Und oberhalb von Lausanne, nahe beim Frauenkloster Bellevaux,
läßt Karl für sich ein Holzhaus (casa de legname) aufstellen (Deuchler,
19).
Einen Augenblick! Der prunksüchtige Herzog, bei dem sonst alles
vom Feinsten sein muß, errichtet für sich einen elenden Bretterverschlag?
Die Sache mit der Holzhütte wird erst im Kontext mit anderen
Schlachten zu erhellen sein.
„Im Juni 1476“ unternimmt Karl der Kühne einen neuen Heerzug gegen
Bern und die Schwyzer Eidgenossen. Dabei belagert er am Murtensee
das Burgstädtchen Morat, deutsch Murten.
Die materiellen Verluste von Grandson scheinen vergessen und ersetzt
worden sein. Jedenfalls schlägt Karl vor Murten wiederum ein
prächtiges Feldlager auf, in welchem es an nichts fehlt: Neben den
bereits erwähnten 2000 Lagermädchen finden die siegreichen Eidgenossen
nämlich dort unter anderem 2000 (!) Tonnen Sardellen (allecium)
und 3000 Säcke Hafer. – Von den Kunstschätzen soll gar
nicht gesprochen werden.
Das Städtchen Murten, von der Verlierergestalt Adrian von Bubenberg
tapfer verteidigt, trotzt während sieben Tagen den Sturmversuchen
der Burgunder.
Endlich am 22. Juni – dem Zehntausend-Ritter-Tag – kommt der rettende
Entsatz. Unter der Führung des Zürcher Schultheißen Hans
Waldmann stürmen die Eidgenossen und Berner von Osten auf die
Belagerer, überwinden einen Verhau, dringen ins Lager ein und verfolgen
die geschlagenen Feinde bis Pfauen (Faoug) am westlichen
Ende des Murtensees.
Die Parallelen mit der Alexander-Geschichte sind eindeutig, aber
subtil verteilt. Die Schlacht von Murten ist die eidgenössische Variante
der Schlacht bei Issus.
Alexander belagert nach Issus die libanesische Hafenstadt Tyrus.
Auch Murten ist ein seeseitiges Städtchen und wird belagert – nicht
sieben Monate wie die Stadt an der Levante, sondern während sieben
Tagen.