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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Und vor allem soll Valerius Anshelm „Augenzeuge“ des Jetzer-<br />

Prozesses gewesen sein. In seiner Chronik widmet er <strong>die</strong>sem Handel<br />

119 Seiten (Anshelm, III, 48 – 167)!<br />

Nach Anshelm muß das wirklich eine schlimme Sache gewesen<br />

sein:<br />

Ein semlicher Misshandel, Falsch[heit] <strong>und</strong> Betrug, dessen gleichen<br />

von Welt an weder bei Juden noch Heiden, Christen noch Türken, in<br />

keiner Chronik noch Gedächtnis jie gehört noch gef<strong>und</strong>en (Anshelm,<br />

III, 48).<br />

Der Jetzer-Handel fand in den berühmten Kriminalfällen Eingang <strong>und</strong><br />

tauchte sogar schon im Fernsehen auf. Aber geschichtsanalytisch<br />

betrachtet handelt es sich um eine windige Geschichte, bei der man<br />

sich nur fragt, was <strong>die</strong>se bezweckte.<br />

JETZER ist sehr nahe bei KETZER. – Aber gleichzeitig gibt es <strong>die</strong><br />

offenbar gewollte Nebenbedeutung von JESUS.<br />

An vielen Beispielen haben wir schon erfahren, daß <strong>Bern</strong> großen<br />

Wert darauf legte, als rechtgläubige christliche Stadt angesehen zu<br />

werden, welche jede Häresie entschieden verfolgte.<br />

In <strong>die</strong>sem Sinne lieferte der Jetzer-Prozeß von „1507 bis 1509“ dem<br />

Ort den letzten Vorwand, um <strong>die</strong> Dinge des Glaubens <strong>und</strong> der Kirche<br />

selber in <strong>die</strong> Hand zu nehmen.<br />

Mit dem Jetzer-Handel schuf sich <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er Geschichtserfindung<br />

den propagandistischen Vorwand, <strong>die</strong> katholische Kirche <strong>und</strong> ihre<br />

Institutionen zu verwerfen.<br />

Die Jetzer-Geschichte hat in <strong>Bern</strong>s Geschichtsschöpfung einen größeren<br />

Stellenwert als <strong>die</strong> nachfolgende Reformation.<br />

<strong>Bern</strong> führte <strong>die</strong> Reformation fast ebenso schnell ein wie Zürich. Aber<br />

es gab ein paar Unterschiede.<br />

Vor allem fällt auf, daß <strong>die</strong> Stadt offenbar sehr auf <strong>die</strong> Meinung der<br />

Landleute achtete. Daraus ergaben sich <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er Ämterbefragungen<br />

der Jahre „1524 - 1526“.<br />

Neben der eidgenössischen Glaubensdisputation in Baden „1526“<br />

veranstaltete <strong>Bern</strong> „im Januar 1528“ eine große Disputation in der<br />

städtischen Barfüßerkirche.<br />

Schon einen Tag nach <strong>die</strong>sem religiösen Streitgespräch erließen <strong>die</strong><br />

Räte <strong>die</strong> entscheidenden Beschlüsse. Danach sollte <strong>die</strong> Messe nicht

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