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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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134<br />

Bei Tschudi sind Defizite festzustellen, sowohl bei der Begründungs-<br />

als auch bei der Konsensobjektivität (Stettler: Tschudi-Vademecum,<br />

62).<br />

Das will heißen, daß der Historiograph „Konjekturen“ angebracht habe,<br />

also kombinierende Mutmaßungen. – So kann man Fälschungen<br />

<strong>und</strong> Erfindungen von Quellen natürlich auch nennen.<br />

Daß Tschudi <strong>und</strong> sein Kreis <strong>die</strong> Urk<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> sie erwähnen, selber<br />

geschaffen haben, steht außer Frage. Von den „römischen“ Inschriften<br />

wissen wir das bereits. – Aber eben <strong>die</strong>se Fülle von Quellen ist<br />

es, welche dem Werk seinen Nimbus gab.<br />

Es gibt eine eigentliche Tschudi-Methode: Ein Ereignis wird dadurch<br />

glaubwürdiger, indem man möglichst viele, auch unbedeutende<br />

Quellen einbezieht.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e finden sich im Chronicon zum Beispiel Gefallenenlisten<br />

der Schlachten von Sempach <strong>und</strong> Sankt Jakob an der Birs<br />

<strong>und</strong> eine zwölfseitige (!) Teilnehmerliste des Konzils von Konstanz,<br />

gewissermaßen als historische Anwesenheitskontrolle (Stettler:<br />

Tschudi-Vademecum, 21).<br />

Auch war es zweifellos Tschudi <strong>und</strong> seine Umgebung, <strong>die</strong> das sogenannte<br />

Habsburger Urbar angelegt haben, ein Verzeichnis der Güter,<br />

welche <strong>die</strong>ses Geschlecht in der Schweiz besessen habe. Der<br />

Teil über <strong>die</strong> Innerschweiz fehlt allerdings.<br />

Dieses Urbar soll bei der Eroberung des Aargaus „1415“ von den<br />

<strong>Eidgenossen</strong> erbeutet worden sein <strong>und</strong> wurde im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

sogar für Wert bef<strong>und</strong>en, im Quellenwerk zur Entstehung der<br />

schweizerischen <strong>Eidgenossen</strong>schaft aufgenommen zu werden.<br />

Bekanntlich habe das Kloster Sankt Gallen „um 900“ einen staunenswerten<br />

Güterbesitz in der heutigen Nordostschweiz <strong>und</strong> in Süddeutschland<br />

gehabt. Das Güterverzeichnis ist uns erh<strong>alten</strong> – natürlich<br />

in einer „Abschrift“ aus dem Nachlaß von Aegidius Tschudi!<br />

Die Fülle von Schriften, Abschriften, Quellen, <strong>die</strong> unter dem Namen<br />

Tschudi läuft, zwingt zu einer ähnlichen Annahme wie in <strong>Bern</strong> mit<br />

Michael Stettler <strong>und</strong> Sohn: Es muß einen eigentlichen Tschudi-<br />

Komplex gegeben haben, eine Tschudi-Schreibstube.<br />

Tschudi selbst nennt seinen Landsmann Hans Loriti alias Glareanus<br />

einen Verwandten (Stettler: Tschudi-Vademecum, 15).

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