Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Das Weiße Buch von Sarnen
Neben dem Bundesbrief von „1291“ ist das Weiße Buch von Sarnen die bekannteste
Geschichtsquelle für die eidgenössische Gründungsgeschichte.
Die Handschrift hat ihren Namen von dem weißen Pergamenteinband und dem
Aufbewahrungsort Sarnen in Obwalden.
Eben weil dieses Dokument so berühmt ist, werden die einfachsten Feststellungen
vergessen oder ausgeblendet.
Das Weiße Buch besteht aus zwei Teilen: einem kleineren chronikalischen und einem
größeren urkundlichen Teil.
Die Chronik umfaßt weniger als 30 Seiten, wobei der allein wichtige Teil, nämlich
die Befreiungsgeschichte der Waldstätte mit der Tell-Sage, knappe zehn Seiten
ausmacht.
Der Urkunden-Teil enthält auf 333 Seiten Dokumente „vom Anfang des 14. Jahrhunderts“
bis „1607“. – Bis „1470“ sind alle Diplome von einer Hand geschrieben,
weshalb man die Chronik auf dieses Datum ansetzt. – Aber in Tat und Wahrheit
kann dieses Werk erst im 18. Jahrhundert entstanden sein.
Die Chronik des Weißen Buches folgt weitgehend Justingers Berner Chronik. – Und
diese ist eine Schöpfung des Historiographen Michael Stettler
Die Befreiungsgeschichte der Waldstätte wie die Sage von Wilhelm Tell sind in Bern
geschaffen worden und als freundeidgenössische Anleihe zu den Innerschwyzern
gekommen.
Und das Weiße Buch von Sarnen wurde erst um 1855 entdeckt und herausgegeben
- auch da zuerst nur der chronikalische Teil.
Ist dieses Dokument vielleicht erst vor dem letztgenannten Datum geschaffen worden?
Das Weiße Buch von Sarnen ist eine bewußte Geschichtsfälschung: Man verband
dabei undatierte chronikalische Aufzeichnungen mit datierten Urkunden, welche eine
bestimmte Entstehungszeit suggerieren sollten.
Der Glaube an die Geschichte der alten Eidgenossen, an die Befreiung der Waldstätte
und an Wilhelm Tell, ruht auf dieser einzigen schmalen und problematischen
Quelle.