Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Wie hat der Historiker das herausgefunden? Natürlich durch die Analyse
von Urkunden!
Da seien „1156“ Güter im Gebiet von Freiburg genannt worden, nicht
aber die Stadt. „1158“ aber wird in einer Urkunde ein Anshelm von
Freiburg erwähnt. Also müsse die Stadt 1157 gegründet worden
sein.
Man staunt über den fast kriminalistischen Scharfsinn, der bei Urkundenforschungen
angewendet wird. Aber leider sind solche Erkenntnisse
wertlos, weil pseudohistorische Spielerei.
Für mich waren die Urkunden als Geschichtsquelle endgültig erledigt,
als ich im Bundesbriefmuseum eine andere berühmte Urkunde
im Original betrachten durfte.
Es handelt sich um den Freiheitsbrief für die Schwyzer, den Kaiser
Friedrich II. von Hohenstaufen „1240“ im Feldlager von Faenza in
der Emilia ausgestellt habe (Abbildung 6).
Wer nur etwas stilkritisches Gespür aufbringt, wird feststellen, daß
die Initiale F mit typisch barocken Verschnörkelungen verziert ist –
Zeichen für eine Entstehung im 18. Jahrhundert.
Noch einmal muß deshalb festgestellt werden: Urkunden sind historische
Nonvaleurs, ein gewaltiger Stoss von wertlosem Pergament
und Papier, das in den Archiven herumliegt. Diese Dokumente auch
nur zu übertragen und herauszugeben, ist vergeudete Zeit und verschwendetes
Geld.
Die Urkunden-Produktion der Grossen Aktion schlug gegen Ende
des 18. Jahrhunderts gegen ihre politischen Schöpfer zurück.
Bei Aufständen der Landbevölkerung gegen die Städte in verschiedenen
Gebieten der alten Eidgenossenschaft in den Jahren vor 1798
wurden Forderungen nach einer Wiederherstellung der mittelalterlichen
bürgerlichen Freiheiten laut.
Sowohl bei den Unruhen von Nicolas Chenaux in Freiburg wie beim
Stäfner Handel in Zürich forderten die Aufrührer mehr Rechte gegenüber
der Stadt und beriefen sich dabei auf Urkunden in den Archiven.
Nur sagte den Rebellen niemand, daß diese „mittelalterlichen“ Dokumente
erst ein paar Jahrzehnte vorher geschaffen wurden.