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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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146<br />

quadratischer Turm mit einem mächtigen Walmdach <strong>und</strong> der Glocke<br />

unter einem Dachreiter. – Und <strong>die</strong> anschließende Wehrmauer, <strong>die</strong><br />

sich südwärts zur Aare hinabzieht; das ist <strong>die</strong> noch teilweise erh<strong>alten</strong>e<br />

Haldensperrmauer beim heutigen Casino- oder Bellevue-Parking.<br />

Durch das Einfügen von zwei R<strong>und</strong>türmen in <strong>die</strong> Ringmauer sucht<br />

der Zeichner den realen Eindruck zu verfremden.<br />

Vor allem aber verrät sich der Illustrator des Spiezer Schillings hier,<br />

indem er hinter der Mauer den Turm des gotischen <strong>Bern</strong>er Münsters<br />

abbildet, etwas skizzenhaft gezeichnet, aber dennoch genau in dem<br />

Zustand nach der Fertigstellung.<br />

Der Belagerung von Laupen sind mehrere Bilder gewidmet. Auf einem<br />

sieht man eine Ansicht des Städtchens <strong>und</strong> des darüber auf einem<br />

Felskopf thronenden Schlosses von Süden her mit der Sense.<br />

Die Zeltstadt der Belagerer wird <strong>die</strong>sseits des Flusses dargestellt. –<br />

Man merkt, wie sehr sich der Zeichner Mühe gab, ein phantastisch<br />

verzogenes Städte- <strong>und</strong> Schloßbild zu schaffen. Trotzdem scheint<br />

eine reale Ansicht von Laupen durch.<br />

Auf einem Bild aus dem Laupen-Zyklus wird dargestellt, wie <strong>die</strong><br />

Hilfskontingente der Waldstätte nach ihrem Eintreffen in <strong>Bern</strong> vor der<br />

Stadt bewirtet werden. Hier wird eine ins Imaginäre verzogene Ansicht<br />

des Nydegg-Quartiers vom Fuße des Altenbergs geboten. Die<br />

beherrschende Nydegg-Kirche ist kaum als Sakralbau erkennbar.<br />

Aber hinter der Aare-Schlaufe im Süden ist eine blaue Silhouette gezeichnet:<br />

eine realistische Impression des Gurten-Hügels, wie er sich<br />

im Gegenlicht von der Mittagszeit an präsentiert.<br />

Die Interieurs der Illustrationen des Spiezer Schillings zeigen eine<br />

vollendete Gotik. - Auch daraus ergeben sich Anachronismen.<br />

Beispielsweise betet der <strong>Bern</strong>er Auszug vor der Schlacht bei Laupen<br />

„1339“ in dem fertig gestellten gotischen Münster, dessen Bau auch<br />

nach der konventionellen Chronologie erst h<strong>und</strong>ert Jahre später begonnen<br />

hat.<br />

Fast scheint es, daß der Zeichner des Spiezer Schillings manchmal<br />

selbst Überdruß an den Legenden empfand, welche er illustrieren<br />

mußte. Das Bild von der Vergiftung der beiden Söhne des letzten<br />

Zähringer-Herzogs scheint das zu beweisen (Abbildung 14).<br />

Eine versteckte Ironie in <strong>die</strong>ser formal tragischen, in Tat <strong>und</strong> Wahrheit<br />

lächerlichen Szene springt dem kritischen Betrachter in <strong>die</strong> Au-

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