30.11.2012 Aufrufe

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

114<br />

Die <strong>alten</strong> Chronisten verwenden viel auf <strong>die</strong> historische Numerologie.<br />

Nur ist das noch niemandem aufgefallen.<br />

Die Jahrzahlen <strong>und</strong> <strong>die</strong> kleinen Mitteilungen – <strong>die</strong> angeblichen Trivia<br />

– müssen am meisten beachtet werden. Hier zeigt sich, daß man<br />

<strong>die</strong> Texte nicht aufmerksam genug lesen kann.<br />

Beispielsweise ordnet Justinger viele Ereignisse gleich einer arithmetischen<br />

Reihe an, wobei er vor allem <strong>die</strong> Jesus-Zahl 11 verwendet:<br />

1233 vermeldet Justinger den Bau des Heiliggeist-Spitals, 1277 <strong>die</strong><br />

Verbrennung von Ketzern im Schwarzenburger Land, 1288 den<br />

Zweikampf zwischen einem Mann <strong>und</strong> einer Frau in der Matte.<br />

Im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert nennt Justinger das bereits erwähnte Schiffsunglück<br />

auf der Aare bei Detligen 1311, gefolgt von dem berühmten<br />

Brudermord unter den Kyburger-Söhnen im Schloß Thun 1322 <strong>und</strong><br />

der Eroberung von Wiflisburg (Avenches) durch <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er im Jahre<br />

1333.<br />

Valerius Anshelms Chronik behandelt noch stärker als Justinger zum<br />

größeren Teil ausländische <strong>und</strong> Schwyzer Geschichte. Das Werk erhält<br />

seine sechs Bände Druckumfang vor allem durch <strong>die</strong> häufige<br />

<strong>und</strong> oft seitenlange Wiedergabe von Dokumenten, hauptsächlich<br />

Missiven, Ratsmanualen <strong>und</strong> Verzeichnissen.<br />

Doch Anshelm bietet so wenig wie Justinger eine kohärente <strong>Bern</strong>er<br />

Geschichte.<br />

Die Chronologie ist bei Anshelm in den Vordergr<strong>und</strong> geschoben, indem<br />

er konsequent <strong>die</strong> annalistische Form der Darstellung wählt.<br />

Jedem Jahr ist dabei ein Zeitregister vorangestellt, welches <strong>die</strong> wichtigsten<br />

Herrscher Europas – inbegriffen des Osmanischen Reiches –<br />

aufführt. Allein schon <strong>die</strong>se detaillierten Herrscherlisten sind vor Dionysius<br />

Petavius <strong>und</strong>enkbar <strong>und</strong> verweisen das Werk in das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Charakteristisch für Anshelm ist das kontinuierliche Anschwellen des<br />

Umfangs „ab 1481 bis 1536“ – dem Jahr, in welchem <strong>die</strong> Darstellung<br />

abbricht. Der fünfte Band der Druckausgabe behandelt <strong>die</strong> Jahre<br />

„1522 bis 1530“. Der letzte Band also deckt nur mehr sechs Jahre<br />

ab.<br />

Historiker haben Anshelms Werk zu stark gerühmt <strong>und</strong> dabei stolz<br />

auf den berühmten Geschichtsschreiber Leopold von Ranke verwie-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!