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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Der Zeichner des Spiezer Schilling kannte <strong>die</strong>se Stadt zweifellos aus<br />

eigener Anschauung.<br />

Bei Schilling <strong>und</strong> Tschachtlan hat mich seit jeher am meisten der<br />

Umstand beschäftigt, daß keine getreuen Stadt- <strong>und</strong> Landschaftsansichten<br />

vorkommen.<br />

Das ist ein schlagender Gegensatz etwa zu dem bernischen Burgenmaler<br />

Albrecht Kauw. Dieser malte seine Ansichten mit einer Detailtreue,<br />

<strong>die</strong> noch heute erstaunt.<br />

Die Illustrationen der <strong>Bern</strong>er Bilderchroniken unterscheiden sich<br />

deutlich von der gleichzeitigen europäischen Landschaftsmalerei der<br />

Renaissance, welche durchaus <strong>die</strong> realistische Landschafts- <strong>und</strong> Architekturdarstellung<br />

kennt.<br />

Man denke etwa an <strong>die</strong> landschaftlichen Hintergründe in den Gemälden<br />

von Niklaus Manuel Deutsch, wo man das Gebiet des Thunersees<br />

erkennt oder Konrad Witz, welcher als Hintergr<strong>und</strong> für seinen<br />

Fischzug Petri den Genfersee mit dem Mont Blanc wählte.<br />

Landschaften sind in den <strong>Bern</strong>er Bilderchroniken typisiert wiedergegeben,<br />

städtische <strong>und</strong> architektonische Gesamtansichten ebenso.<br />

Besonders <strong>die</strong> Festungsarchitektur mutet merkwürdig an. Während<br />

in <strong>Bern</strong> <strong>und</strong> im Schweizer Mittelland der rechteckige Wehrturm vorherrschte,<br />

geben <strong>die</strong> <strong>Bern</strong>er Illustratoren meistens massige R<strong>und</strong>türme<br />

wieder <strong>und</strong> rufen nach Vergleichen mit französischen, englischen<br />

<strong>und</strong> iberischen Wehrbauten.<br />

Aber schaut man sich gewisse Bilder genauer an, so erkennt man,<br />

daß <strong>die</strong> Typisierung eine Masche darstellt. Die Zeichner kannten<br />

sehr gut <strong>die</strong> Topographie <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stadtansichten ihrer näheren <strong>und</strong><br />

teilweise auch weiteren Umgebung. Aber sie standen unter dem Imperativ,<br />

ihre Bilder bewußt auf alt zu machen, um so <strong>die</strong> Fiktion einer<br />

vergangenen Epoche hervorzurufen.<br />

Mehrere Beispiele aus dem Spiezer Schilling belegen <strong>die</strong>ses Lavieren<br />

zwischen absichtlicher Typisierung bei gleichzeitiger Kenntnis<br />

des realen Aussehens deutlich.<br />

Die Verbrennung des Ketzers Löffler aus Bremgarten bei <strong>Bern</strong><br />

„1375“ (nach anderen Quellen „1277“) wird im Westen vor den Toren<br />

der Stadt dargestellt.<br />

Man sieht den <strong>alten</strong> Westabschluß mit dem Zeitglockenturm. Letzterer<br />

sieht aber schon so aus wie im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert: ein massiger,

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