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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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In Karl Meyer (1885 – 1950) hatte <strong>die</strong> Schweiz zur richtigen Zeit den<br />

geeigneten Historiker. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen<br />

<strong>und</strong> der Weltwirtschaftskrise entwickelte er auf geschichtlicher<br />

Gr<strong>und</strong>lage eine Standortbestimmung der Schweiz, <strong>die</strong> auch nach<br />

1945 das Land <strong>und</strong> seine Politik prägte.<br />

Karl Meyer war von der Geopolitik beeinflußt <strong>und</strong> glaubte, den Gotthardpaß<br />

als historische Determinante zu erkennen. Der Schritt zur<br />

Innerschweizer Befreiungsgeschichte als Kern <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> zur Entstehung<br />

der <strong>alten</strong> <strong>Eidgenossen</strong>schaft war nicht mehr weit.<br />

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges erlebte Karl Meyer als Berater der<br />

Schweizer Regierung <strong>und</strong> als eine Art historischer Chefpropagandist<br />

im Dienste der geistigen Landesverteidigung seinen Zenith.<br />

Schon der Titel eines seiner Aufsätze zeigt <strong>die</strong> Absicht Karl Meyers:<br />

Die Gründung der <strong>Eidgenossen</strong>schaft im Lichte der Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Chroniken.<br />

Bekanntlich muß jeder Historiker <strong>die</strong> leidvolle Erfahrung machen,<br />

daß sich chronikalische <strong>und</strong> urk<strong>und</strong>liche Überlieferung nicht decken.<br />

Nicht so für Meyer. Dieser hielt <strong>die</strong> Gründungsurk<strong>und</strong>e von 1291 <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Chronik des Weißen Buches für ein <strong>und</strong> <strong>die</strong>selbe Geschichte:<br />

Jener angebliche Dreiländerb<strong>und</strong> nach Neujahr 1308 ist in Wirklichkeit<br />

kein anderer als der B<strong>und</strong> vom August 1291 (K. Meyer: Gründung<br />

der <strong>Eidgenossen</strong>schaft, 95).<br />

Meyer wird damit recht eigentlich zum Anti-Kopp (Handbuch, I, 198).<br />

Er wirft Josef Eutych Kopp, dem ersten Kritiker der Befreiungsgeschichte<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts vor, er habe <strong>die</strong><br />

Identität des chronikalischen Bündnisses mit dem urk<strong>und</strong>lichen<br />

Bündnis von 1291 nicht erkannt (K. Meyer: Interpretation, 175).<br />

Karl Meyer ist geradezu besessen von seiner Eingebung, daß <strong>die</strong><br />

angebliche Befreiungsgeschichte nicht um 1308 oder 1314 anzusetzen<br />

ist, sondern vor <strong>und</strong> im Zusammenhang mit 1291.<br />

Meyer weiß natürlich von den verschiedenen Datierungen. Das ist<br />

für ihn aber kein Gr<strong>und</strong> zur Resignation. Im Gegenteil: Die Irrtümer<br />

der <strong>alten</strong> Chronisten in der Datierung seien nur Fehlschätzungen für<br />

das richtige B<strong>und</strong>esjahr 1291. Man müsse <strong>die</strong> <strong>alten</strong> Chronisten verstehen:

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