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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Aber <strong>die</strong>ses Beispiel zeigt einmal mehr, daß Urk<strong>und</strong>en als historische<br />

Nonvaleurs zu betrachten sind; nur geschaffen, um den Historikern<br />

Sand in <strong>die</strong> Augen zu streuen.<br />

Die <strong>Bern</strong>er Chronistik geizt mit Angaben zu <strong>die</strong>sen Teppichen. Erstmals<br />

erwähnt Valerius Anshelm <strong>die</strong> burg<strong>und</strong>ischen Tapeten für das<br />

Jahr „1512“.<br />

Nun behauptet <strong>die</strong> historische Apologetik, daß <strong>die</strong> großen Burg<strong>und</strong>erteppiche,<br />

<strong>die</strong> man von Karl dem Kühnen in den Feldlagern vor<br />

Grandson <strong>und</strong> Murten erbeutete, zuerst in <strong>die</strong> Kathedrale des savoyischen<br />

Lausanne gekommen seien. Aber daß <strong>die</strong> Sieger <strong>die</strong><br />

schönsten Beutestücke freiwillig <strong>und</strong> sofort aus der Hand gegeben<br />

hätten, ist unglaubwürdig.<br />

„1536“ soll <strong>Bern</strong> durch seinen Feldherrn Hans Franz Nägeli in einem<br />

kurzen Zug <strong>die</strong> Waadt erobert haben. Und jetzt erst entführte <strong>die</strong><br />

Siegerin <strong>die</strong> burg<strong>und</strong>ischen Wandteppiche aus der Kathedrale von<br />

Lausanne nach <strong>Bern</strong>.<br />

Darüber gibt es wiederum Urk<strong>und</strong>en:<br />

Im „September 1536“ werden <strong>die</strong> bekannten Stücke – <strong>die</strong> Caesar-<br />

Folge, der Trajan-.<strong>und</strong> Herkinbald-Behang <strong>und</strong> ein Teppich mit der<br />

Anbetung der drei Könige in einem Inventar anläßlich der Wegnahme<br />

aus dem Domkapitel Lausanne erwähnt.<br />

Die für Lausanne bestimmten Quittungen des Folgejahres „1537“ listen<br />

<strong>die</strong> Tapisserien aber nicht mehr auf.<br />

Wir haben hier zwei Urk<strong>und</strong>en aus der gleichen Zeit, <strong>die</strong> sich widersprechen.<br />

Man kennt <strong>die</strong>sen Fälscher-Trick: Es ist nicht Vergeßlichkeit<br />

oder Schlamperei, daß ein Dokument ausgerechnet <strong>die</strong> Dinge<br />

vergißt zu erwähnen, wozu das andere geschrieben wurde. Hier ist<br />

der absichtliche Widerspruch hineingearbeitet worden.<br />

Seit „1536“ also wurden <strong>die</strong> berühmten Burg<strong>und</strong>er Teppiche in <strong>Bern</strong><br />

aufbewahrt. Dabei geriet deren Herkunft aus Lausanne beinahe in<br />

Vergessenheit (Rapp Buri/Stucky-Schürer, 13).<br />

Warum sagen <strong>die</strong> Autorinnen „beinahe“? – Die Teppiche sind das<br />

ganze 16. Jahrh<strong>und</strong>ert vergessen worden – einfach weil sie noch<br />

nicht existiert haben!<br />

Erst zu Beginn des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde man sich des Wertes der<br />

im <strong>Bern</strong>er Rathaus liegenden textilen Schätze bewußt (Rapp Bu-

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