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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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sieht, ist man sprachlos, daß ein solch einfältiges Elaborat für Geschichtsschreibung<br />

geh<strong>alten</strong> wird.<br />

Die Chronik des Marius ist in einer einzigen Handschrift überliefert<br />

<strong>und</strong> dort in ein Buch mit Texten anderer Schriftsteller wie Hieronymus<br />

eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Die Geschichtsfälscher wandten häufig <strong>die</strong> Methode an, gewisse<br />

Schriften mit anderen zusammenzubinden, um den Anschein einer<br />

ungefähren Gleichaltrigkeit der Texte zu geben.<br />

Dieser Marius wurde angeblich „1636“ zum erstenmal gedruckt - Dabei<br />

kann es durchaus sein, daß das erh<strong>alten</strong>e Manuskript jünger ist<br />

als der älteste Druck – dessen frühes Datum unmöglich ist.<br />

Und <strong>die</strong> Chronik selber? Man staunt, aber der Text des Bischofs Marius<br />

aus Avenches macht in der neuesten Ausgabe von 1991 magere<br />

zwölf Druckseiten aus.<br />

Und wenn man den Inhalt analysieren will, so langt es im Gr<strong>und</strong>e,<br />

<strong>die</strong> ersten paar Zeilen zu lesen. Dort berichtet der Schreiber, daß<br />

„455“ der Gotenkönig Theoderich friedlich in Arles eingezogen sei. -<br />

Aber der berühmte Ostgotenkönig ist nach dem Geschichtsbuch erst<br />

„490 AD“ <strong>und</strong> gewaltsam in Oberitalien eingedrungen! - 455 war der<br />

Gotenführer noch nicht einmal geboren!<br />

Soll man sich empören, daß <strong>die</strong> meisten Historiker taktvoll den haarsträubenden<br />

Unsinn übersehen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Chronik des Marius von<br />

Avenches weiter als „frühmittelalterliche“ Geschichtsquelle betrachten?<br />

Manchmal aber erstaunen solche Absurditäten selbst gestandene<br />

Forscher: Wie konnten sich <strong>die</strong>se Menschen mit Geschichten zufriedengeben,<br />

<strong>die</strong> heutzutage jede Glaubwürdigkeit verloren haben<br />

(Bodmer, 72). – Nun, Chroniken waren eben Literatur, wie wir schon<br />

festgestellt haben.<br />

Man kennt das Sprichwort von dem Koloß, der auf tönernen Füssen<br />

steht.<br />

An <strong>die</strong>sen Spruch muß man denken, wenn man <strong>die</strong> berühmteste <strong>und</strong><br />

einzige chronikalische Quelle für <strong>die</strong> Schwyzer Befreiungssage erwähnt.<br />

Die Rede ist von dem sogenannten Weißen Buch von Sarnen<br />

(Abbildung 7).<br />

Das Buch wird wegen seines weißen Einbandes so genannt <strong>und</strong> weil<br />

es in Sarnen in Obwalden aufbewahrt wird.

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