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Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

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Wir ahnen es: Die Schriftüberlieferung des Altertums <strong>und</strong> des Mittelalters<br />

sind in einer einzigen Zeit geschaffen worden, wie <strong>die</strong>s schon<br />

vor h<strong>und</strong>ert Jahren der geniale Schweizer Philologe Robert Baldauf<br />

erkannt hat (Baldauf, 98).<br />

Eine alte Handschrift <strong>und</strong> damit ein alter Autor dürfen nicht nach den<br />

willkürlichen Zuschreibungen <strong>und</strong> Datierungen eingeordnet werden,<br />

sondern nach der Zeit des Bekanntwerdens, der Verbreitung <strong>und</strong> der<br />

Wirkung.<br />

Als Beispiel soll <strong>die</strong> prachtvoll illustrierte sogenannte Manessische<br />

Liederhandschrift erwähnt werden.<br />

Angeblich entstand <strong>die</strong>ses Sammelwerk der mittelhochdeutschen<br />

Dichtung „um 1370“ in Zürich oder in der Ostschweiz. Aber bekannt<br />

geworden ist das Buch-Juwel erst „gegen Ende des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts“<br />

– <strong>und</strong> auch das ist noch viel zu früh. - Was tat ein Manuskript<br />

fast drei Jahrh<strong>und</strong>erte im Verborgenen? Wer hat es aufbewahrt, wer<br />

gepflegt?<br />

Man kann jedes beliebige alte Dokument untersuchen, sei <strong>die</strong>s nun<br />

eine Urk<strong>und</strong>e, eine Chronik oder eine alte Dichtung. Immer ergibt<br />

sich, daß das Werk erst in der Renaissance oder im Barockzeitalter<br />

entdeckt oder bekannt wurde.<br />

Konventionelle Forscher räumen häufig ein, daß nicht Originale<br />

überliefert worden seien, sondern Abschriften. Aber <strong>die</strong> Sache mit<br />

den „Abschriften“ ist höchst verdächtig, wie wir an mehreren Beispielen<br />

sehen werden.<br />

Beispielsweise soll <strong>die</strong> Zürcher Reformationschronik von Heinrich<br />

Bullinger „um 1550“ geschrieben worden sein. Aber erh<strong>alten</strong> ist das<br />

Geschichtswerk nur in einer Abschrift von „1605“.<br />

Viele alte Handschriften sind auf Pergament geschrieben. Das war<br />

erstens ein dauerhafter Beschreibstoff <strong>und</strong> in ganz alter Zeit auch<br />

der einzige neben dem in Europa ungebräuchlichen Papyrus.<br />

Aber der Sachverhalt ist so nicht richtig.<br />

Als <strong>die</strong> heute bekannte Schriftlichkeit hergestellt wurde, gab es bereits<br />

Papier. Weshalb wählte man häufig gleichwohl <strong>die</strong> viel teurere<br />

Tierhaut? – Auch das hat mit Fälschung zu tun: Pergament gibt den<br />

Anschein von hohem Alter <strong>und</strong> läßt offenbar kritische Einwände zum<br />

Vornherein verstummen.

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