30.11.2012 Aufrufe

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

Christoph Pfister Bern und die alten Eidgenossen - Dillum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

216<br />

Zweikampf zwischen einem Mann <strong>und</strong> einer Frau in der Matte<br />

zu <strong>Bern</strong>, „1288“<br />

Eine hübsche Abbildung zu einer mehr als merkwürdigen Geschichte! Da soll<br />

„1288“, genau an dem achtenden tag der kindlen – das heißt acht Tage nach dem<br />

bethlehemitischen Kindermord, also am 4. Januar - in der Matte zu <strong>Bern</strong>, der Unterstadt<br />

am Aare-Ufer, ein Zweikampf zwischen einem Mann <strong>und</strong> einer Frau stattgef<strong>und</strong>en<br />

haben, wobei letztere siegte: <strong>und</strong> lag <strong>die</strong> frow ob.<br />

Man sieht eine stattliche, prächtig <strong>und</strong> anziehend gekleidete Dame, mit Hörner-<br />

Haube <strong>und</strong> wehendem Schleier. Mit einem großen umgegürteten Schwert <strong>und</strong> einer<br />

Lanze bewaffnet, hat sie ihren Kontrahenten, einen gepanzerten Ritter zu Boden<br />

gestoßen.<br />

Was soll <strong>die</strong> absurde Geschichte aus einer sagenhaften Frühzeit der Stadt? – Bisher<br />

konnte kein Historiker <strong>die</strong>se Kuriosität erklären oder auch nur kommentieren.<br />

In <strong>die</strong>sen paar Zeilen steckt eine umfangreiche Geschichte. Mit der Geschichtsanalyse<br />

läßt sich <strong>die</strong> Episode entschlüsseln.<br />

In den <strong>alten</strong> Geschichten ist <strong>die</strong> Frau häufig ein Symbol für <strong>die</strong> Kirche. Die Episode<br />

will also sagen, daß in <strong>Bern</strong> der rechte Glauben, <strong>die</strong> rechtgläubige Kirche, <strong>die</strong> Oberhand<br />

gewonnen habe. Diese Deutung wird unterstützt durch <strong>die</strong> Jahrzahl 1288. Die<br />

88 bedeuten acht Mal <strong>die</strong> Jesus-Zahl 11 – nebst weiteren numerologischen Bezügen<br />

(Tabelle 4).<br />

Anderseits muß man wissen, daß <strong>die</strong> wichtigste literarische Vorlage zur Konstruktion<br />

der älteren Geschichte der Sagenkreis um Troja ist. Der trojanische Krieg begann<br />

bekanntlich wegen einer Frau. – Auch in <strong>Bern</strong> fing „1288“ ein solcher zehnjähriger<br />

Konflikt an, der „1298“ durch den Sieg im Jammertal beendet wurde.<br />

Troja selbst liegt am Fuße eines Vulkanberges. Deshalb ist <strong>die</strong>ser angebliche Zweikampf<br />

in der Matte angesiedelt worden; dort wo man zum Berg – der Oberstadt -<br />

hinauf schaute.<br />

Der Künstler von Justingers illustrierter Chronik, dem sogenannten Spiezer Schilling,<br />

ist ein Meister der Verschleierung. Er kennt das Weichbild der Stadt. Um das<br />

Bild alt aussehen zu lassen verfremdet er <strong>die</strong> Architektur in grotesker Weise.<br />

Trotzdem erkennt man in dem Bild einen Ausschnitt des realen <strong>Bern</strong>er Stadtbilds:<br />

Rechts neben dem Kampfplatz sieht man <strong>die</strong> mit Lauben versehene Häuserzeile<br />

des Mattequartiers.<br />

Das Gotteshaus in der Mitte kann nur das gotische Münster sein – trotz seitlich angebrachtem<br />

R<strong>und</strong>turm. – Und <strong>die</strong> große Terrasse davor stellt <strong>die</strong> Plattform dar.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!