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Die Weltraetsel

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55164 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

142<br />

schen »Verstand und Vernunft«? Und was ist eigentlich<br />

»Gemüt«? Welche Beziehung besteht zwischen<br />

allen diesen »Seelenerscheinungen und dem Körper«?<br />

<strong>Die</strong> Antworten auf diese und viele andere sich daran<br />

anschließenden Fragen lauten so verschieden als möglich;<br />

nicht allein gehen die Ansichten der angesehensten<br />

Autoritäten darüber weit auseinander, sondern<br />

auch eine und dieselbe wissenschaftliche Autorität hat<br />

oft im Laufe ihrer eigenen psychologischen Entwicklung<br />

ihre Ansicht vollständig verändert. Sicher hat<br />

diese »psychologische Metamorphose« vieler Denker<br />

nicht wenig zu der kolossalen Konfusion der Begriffe<br />

beigetragen, welche in der Seelenlehre mehr als in<br />

jedem anderen Gebiete der Erkenntnis herrscht.<br />

Das interessanteste Beispiel solchen totalen Wechsels<br />

der objektiven und subjektiven psychologischen<br />

Anschauungen liefert wohl der einflußreichste Führer<br />

der deutschen Philosophie, Immanuel Kant. Der unbefangene,<br />

wirklich kritische Kant war zu der Überzeugung<br />

gelangt, daß die drei Großmächte des Mystizismus<br />

– »Gott, Freiheit und Unsterblichkeit« – im Lichte<br />

der »reinen Vernunft« unhaltbar erscheinen; der<br />

gläubige, dogmatische Kant dagegen fand, daß diese<br />

drei Hauptgespenster »Postulate der praktischen Vernunft«<br />

und als solche unentbehrlich sind. Je mehr<br />

neuerdings die angesehene Schule der Neokantianer<br />

den »Rückgang auf Kant« als einzige Rettung aus<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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