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Die Weltraetsel

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55453 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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Aufhebung des dualistischen Gegensatzes zwischen<br />

Gott und Welt, in der Erkenntnis, daß die Welt aus<br />

ihrer inneren Kraft und durch sich selbst da ist. Der<br />

Satz des Pantheismus: ›Gott und die Welt ist Eins‹ ist<br />

bloß eine höfliche Wendung, dem Herrgott den Abschied<br />

zu geben.«<br />

Während des ganzen Mittelalters, unter der blutigen<br />

Tyrannei des Papismus, wurde der Atheismus als<br />

die entsetzlichste Form der Weltanschauung mit<br />

Feuer und Schwert verfolgt. Da der »Gottlose« im<br />

Evangelium mit dem »Bösen« schlechtweg identifiziert<br />

wird und ihm im ewigen Leben – bloß wegen<br />

»Glaubensmangels«! – die Höllenstrafe der ewigen<br />

Verdammnis angedroht wird, ist es begreiflich, daß<br />

jeder gute Christ selbst den entfernten Verdacht des<br />

Atheismus ängstlich mied. Leider besteht auch heute<br />

noch diese Auffassung in weiten Kreisen fort. Dem<br />

atheistischen Naturforscher, der seine Kraft und sein<br />

Leben der Erforschung der Wahrheit widmet, traut<br />

man von vornherein alles Böse zu; der theistische<br />

Kirchengänger dagegen, der die leeren Zeremonien<br />

des papistischen Kultus gedankenlos mitmacht, gilt<br />

schon deswegen als guter Staatsbürger, auch wenn er<br />

sich bei seinem Glauben gar nichts denkt und nebenher<br />

der verwerflichsten Moral huldigt. <strong>Die</strong>ser Irrtum<br />

wird sich erst klären, wenn im zwanzigsten Jahrhundert<br />

das Licht der naturwissenschaftlichen Aufklärung<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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