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Die Weltraetsel

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55321 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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Vernunft. Indessen ist dieser Unterschied bei weitem<br />

nicht so groß, als man gewöhnlich annimmt, und er<br />

ist in jeder Beziehung viel geringer als der entsprechende<br />

Unterschied zwischen den höheren und niederen<br />

Tierseelen oder selbst als der Unterschied zwischen<br />

den höchsten und tiefsten Stufen der Menschenseele.<br />

Wenn man also der letzteren »persönliche Unsterblichkeit«<br />

zuschreibt, so muß man sie auch den<br />

höheren Tieren mit gleichem Rechte zugestehen.<br />

<strong>Die</strong>se Überzeugung von der individuellen Unsterblichkeit<br />

der Tiere ist denn auch ganz naturgemäß bei<br />

vielen Völkern alter und neuer Zeit zu finden, aber<br />

auch jetzt noch bei vielen denkenden Menschen, welche<br />

für sich selbst ein »ewiges Leben« in Anspruch<br />

nehmen und gleichzeitig eine gründliche empirische<br />

Kenntnis des Seelenlebens der Tiere besitzen. Ich<br />

kannte einen alten Oberförster, der, frühzeitig verwitwet<br />

und kinderlos, mehr als dreißig Jahre einsam in<br />

einem herrlichen Walde in Ostpreußen gelebt hatte.<br />

Seinen einzigen Umgang bildeten einige <strong>Die</strong>nstleute,<br />

mit denen er nur die nötigsten Worte wechselte, und<br />

eine große Meute der verschiedensten Hunde, mit<br />

denen er im innigsten Seelenverkehr lebte. Durch vieljährige<br />

Erziehung und Dressur derselben hatte sich<br />

dieser feinsinnige Beobachter und Naturfreund tief in<br />

die individuelle Psyche seiner Hunde eingelebt, und er<br />

war von deren persönlicher Unsterblichkeit ebenso<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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