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Die Weltraetsel

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55215 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

193<br />

mitivsten Urzustände des Gemüts im Psychoplasma<br />

der einzelligen Protisten mit diesen höchsten Entwicklungsformen<br />

der Leidenschaften beim Menschen,<br />

welche sich in den Ganglienzellen oder Neuronen der<br />

Großhirnrinde abspielen. Daß auch diese letzteren<br />

den physikalischen Gesetzen absolut unterworfen<br />

sind, hat schon der große Spinoza in seiner berühmten<br />

»Statik der Gemütsbewegungen« dargetan.<br />

Der Begriff des Willens unterliegt gleich anderen<br />

psychologischen Grundbegriffen (gleich den Begriffen<br />

von Vorstellung, Seele, Geist usw.) den verschiedensten<br />

Deutungen und Definitionen. Bald wird der<br />

Wille im weitesten Sinne als kosmologisches Attribut<br />

betrachtet: »die Welt als Wille und Vorstellung«<br />

(Schopenhauer); bald im engsten Sinne als ein anthropologisches<br />

Attribut, als eine ausschließliche Eigenschaft<br />

des Menschen. Letzteres gilt z.B. für Descartes,<br />

für welchen die Tiere willenlose und empfindungslose<br />

Maschinen sind. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch<br />

wird der Wille von der Erscheinung der<br />

willkürlichen Bewegung abgeleitet und somit als eine<br />

Seelentätigkeit der meisten Tiere betrachtet. Wenn<br />

wir den Willen im Lichte der vergleichenden Physiologie<br />

und Entwicklungsgeschichte untersuchen, so<br />

kommen wir – ebenso wie bei der Empfindung – zur<br />

Überzeugung, daß er eine allgemeine Eigenschaft des<br />

lesenden Psychoplasma ist. <strong>Die</strong> automatischen Bewe-<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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