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Die Weltraetsel

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55425 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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weitaus größten Teil des Nationalvermögens in Anspruch.<br />

Und unter jenen Hunderttausenden, die alljährlich<br />

als Opfer der modernen Zivilisation fallen,<br />

befinden sich überwiegend tüchtige, tatkräftige, arbeitsame<br />

Menschen. Dabei redet man noch von sittlicher<br />

Weltordnung! Es soll durchaus nicht bestritten<br />

werden, daß der heute noch herrschende und in den<br />

Schulen gelehrte Glaube an eine »sittliche Weltordnung«<br />

– ebenso wie eine »liebevolle Vorsehung« –<br />

einen hohen Idealwert besitzt. Er tröstet die Leidenden,<br />

stärkt die Schwachen, erhebt im Unglück; er befriedigt<br />

unser zweifelndes Gemüt und versetzt uns in<br />

eine Idealwelt des »Jenseits«, in welcher die Mängel<br />

des irdischen Daseins im »<strong>Die</strong>sseits« überwunden<br />

sind. Solange der Mensch kindlich und unerfahren<br />

genug bleibt, mag er sich mit diesen Gebilden der<br />

Dichtung begnügen. Allein das fortgeschrittene Kulturleben<br />

der Gegenwart reißt ihn gewaltsam aus jener<br />

schönen Idealwelt heraus und stellt ihn vor Aufgaben,<br />

zu deren Lösung ihn nur die vernünftige Erkenntnis<br />

der Wirklichkeit befähigt. Unzweifelhaft wird die<br />

frühzeitige Anpassung an diese Realwelt, zweckmäßig<br />

in den Unterricht eingeführt und auf die moderne<br />

Entwicklungslehre gestützt, den höher gebildeten<br />

Menschen der Zukunft nicht allein vernünftiger und<br />

vorurteilsfreier, sondern auch besser und glücklicher<br />

machen.<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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