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Die Weltraetsel

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55382 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

360<br />

Raum als Form der äußeren, die Zeit als Form der inneren<br />

Anschauung - , hat sich über diese wichtigen<br />

Probleme der Erkenntnis ein gewaltiger Streit erhoben,<br />

der auch heute noch fortdauert. Bei einem großen<br />

Teile der modernen Metaphysiker hat sich die Ansicht<br />

befestigt, daß dieser »kritischen Tat« als Ausgangspunkt<br />

einer »rein idealistischen Erkenntnistheorie«<br />

die größte Bedeutung beizulegen sei, und daß damit<br />

die natürliche Ansicht des gesunden Menschenverstandes<br />

von der Realität des Raumes und der Zeit widerlegt<br />

sei. <strong>Die</strong>se einseitige und ultraidealistische<br />

Auffassung jener beiden Grundbegriffe ist die Quelle<br />

der größten Irrtümer geworden; sie übersieht, daß<br />

Kant mit jenem Satze nur die eine Seite des Problems,<br />

die subjektive, streifte, daneben aber die andere, die<br />

objektive, als gleichberechtigt anerkannte; er sagte:<br />

»Raum und Zeit haben empirische Realität, aber<br />

transzendentale Idealität.« Mit diesem Satze Kants<br />

kann sich unser moderner Monismus wohl einverstanden<br />

erklären, nicht aber mit jener einseitigen Geltendmachung<br />

der subjektiven Seite des Problems; denn<br />

diese führt in ihrer Konsequenz zu jenem absurden<br />

Idealismus, der in Berkeleys Satze gipfelt: »Körper<br />

sind nur Vorstellungen; ihr Dasein besteht im Wahrgenommenwerden«.<br />

<strong>Die</strong>ser Satz sollte heißen: »Körper<br />

sind für mein persönliches Bewußtsein nur Vorstellungen;<br />

ihr Dasein ist ebenso real wie dasjenige<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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