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Die Weltraetsel

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55417 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

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sche und später damit verknüpfte theosophische Spekulationen<br />

hatten den alten Baer unfähig gemacht,<br />

diese größte Reform der Biologie gerecht zu würdigen;<br />

die teleologischen Betrachtungen, welche er<br />

gegen sie in seinen »Reden und Studien« (1876) als<br />

84 jähriger Greis ins Feld führte, sind nur Wiederholungen<br />

von ähnlichen Irrtümern, wie sie die Zweckmäßigkeitslehre<br />

der dualistischen Philosophie seit<br />

mehr als zweitausend Jahrein gegen die mechanistische<br />

und monistische Weltanschauung aufgestellt<br />

hatte. Der »zielstrebige Gedanke«, welcher nach<br />

Baers Vorstellung die ganze Entwicklung des Tierkörpers<br />

aus der Eizelle bedingt, ist nur ein anderer<br />

Ausdruck für die ewige »Idee« von Plato und für die<br />

»Entelechie« seines Schülers Aristoteles.<br />

Unsere moderne Biogenie erklärt dagegen die embryologischen<br />

Tatsachen rein physiologisch, indem<br />

sie als bewirkende mechanische Ursachen derselben<br />

die Funktionen der Vererbung und Anpassung erkennt.<br />

Das biogenetische Grundgesetz, für welches<br />

Baer kein Verständnis gewinnen konnte, eröffnet uns<br />

den innigen kausalen Zusammenhang zwischen der<br />

Ontogenese der Individuen und der Phylogenese ihrer<br />

Vorfahren; die erstere erscheint uns jetzt als eine erbliche<br />

Rekapitulation der letzteren. Nun können wir<br />

aber in der Stammesgeschichte der Tiere und. Pflanzen<br />

nirgends eine Zielstrebigkeit erkennen, sondern<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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