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Die Weltraetsel

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55443 Haeckel: <strong>Die</strong> Welträtsel<br />

421<br />

unbefangenem Nachdenken jeder vorurteilsfreie<br />

Mensch darin finden muß, einen widersinnigen Glaubenssatz,<br />

der weder mit den Grundsätzen unserer Vernunft<br />

vereinbar noch für unsere religiöse Erhebung<br />

von irgendwelchem Werte ist. <strong>Die</strong> Anbetung der unbefleckten<br />

Jungfrau Maria als der »Mutter Gottes«<br />

betrachtete er mit Recht ebenso als eitle Götzendienerei<br />

wie die Verehrung von Bildern und Bildsäulen. Je<br />

länger er darüber nachdachte, und je mehr er nach<br />

einer reineren Gottesvorstellung hinstrebte, desto klarer<br />

wurde ihm die Gewißheit seines Hauptsatzes:<br />

»Gott ist der alleinige Gott«; es gibt keine anderen<br />

Götter neben ihm.<br />

Allerdings konnte auch Mohammed sich von dem<br />

Anthropomorphismus der Gottesvorstellung nicht frei<br />

machen. Auch sein alleiniger Gott blieb ein idealisierter,<br />

allmächtiger Mensch, ebenso wie der strenge,<br />

strafende Gott des Moses, ebenso wie der milde, liebende<br />

Gott des Christus. Aber trotzdem müssen wir<br />

der mohammedanischen Religion den Vorzug lassen,<br />

daß sie auch im Verlaufe ihrer historischen Entwicklung<br />

und der unvermeidlichen Abartung den Charakter<br />

des reinen Monotheismus viel strenger bewahrte<br />

als die mosaische und die christliche Religion. Das<br />

zeigt sich auch heute noch äußerlich in den Gebetsformen<br />

und Predigtweisen ihres Kultus wie in der Architektur<br />

und Ausschmückung ihrer Gotteshäuser. Als<br />

Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie

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